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Hier wird eine Bibelarbeit getanzt

Auch das gibt es beim Kirchentag: eine getanzte Bibelarbeit! Kirchentänzerin Anke Kloster bewegt ihr Publikum, und das im wahrsten Sinne. Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt tanzt mit.

Rüdiger Glufke, Anke Kolster und  Kristina Kühnbaum-Schmidt haben sichtlich Freude an der Bibelarbeit
Rüdiger Glufke, Anke Kolster und Kristina Kühnbaum-Schmidt haben sichtlich Freude an der BibelarbeitCatharina Volkert

Unzählige Arme sind wie zur Abwehr ausgestreckt. Rücken krümmen sich. Blicke richten sich starr auf den Boden der Messehalle. Körper bewegen sich – und probieren aus, wie sich Abwehr anfühlen kann. Es sind harte, schnelle Töne, die Kirchenmusiker Rüdiger Glufke aus Emmering, Baden-Württemberg, auf dem Keyboard dazu spielt.

„Mut zum Widerspruch“ heißt die getanzte Bibelarbeit beim Kirchentag, auf die sich das Publikum einlässt. Anke Kolster aus Hannover leitet sie an. Sie ist Kirchentänzerin und verbindet nicht nur auf dem Kirchentag biblische Geschichten und Spiritualität mit Bewegungen.

Kirchentag: Getanzte Bibelarbeit soll unter die Haut gehen

Mit ihr auf der Bühne: Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie schildert die Geschichte der griechischen Frau aus dem Markusevangelium und legt sie aus. Anke Kolster ist es, die alle Teilnehmenden durch Bewegungen auf das Gehörte reagieren lässt.

Runter vom Papphocker und mitgetanzt
Runter vom Papphocker und mitgetanztCatharina Volkert

„Unser Vorhaben ist, dass der Text unter die Haut geht. Dass wir ihn uns einverleiben”, erklärt Anke Kolster. Sie ist Kirchentänzerin aus Hannover und leitet die Bibelarbeit „Mut zum Widerspruch“ an. Sie gibt dabei nichts vor, regt nur an, lässt improvisieren.

Mut zum Widerspruch, den zeigt die Frau in der biblischen Geschichte, als sie den abweisenden Jesus um die Heilung ihres Kindes bittet. Mut zum Widerspruch, den erleben jetzt die Menschen, die sich in der Messehalle erneut von ihren Papphockern erheben. Sie probieren jetzt aus, was es heißt, sich nicht von Abwehrhaltungen anderer hindern zu lassen. Denn auch die Frau, die auf Jesus traf, wusste: Es gibt noch etwas. Selbst Hunde finden Krümel unter dem Tisch. „Sie macht deutlich: Bei dir wird es für alle reichen“, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Wo die Fülle Gottes am Horizont erscheint, weichen böse Dämonen“, legt sie die Geschichte aus. Böse Dämonen seien das, was Beziehungen kaputt mache.

Beim Tanzen entstehen neue Begegnungen

Neue Beziehungen entstehen in der Messehalle, als Anke Kolster dazu aufruft, sich zu zweit oder zu viert zu bewegen. Sitznachbarn lernen sich kennen. Unbekannte werden bekannt, wechseln lächelnde Blicke. Auch Anke Kolster, Kristina Kühnbaum-Schmidt und Rüdiger Glufke sind sich an diesem Morgen zum ersten Mal begegnet, liefen die Absprachen für die Bibelarbeit doch schriftlich.

„Es war toll“, sagt anschließend Besucherin Heike-Andrea Brunner-Wild aus Oberammergau. Die Pfarrerin ist auch Tanztherapeutin, hat in der ersten Reihe Platz genommen und nimmt viele Tipps mit nach Hause. „Ich interessiere mich für alles, was mit Kirche und Tanz zu tun hat“, erklärt sie. Tanzen sei so einfach. „Alle können es. Sie müssen sich nur berühren und auf ihre Gefühle einlassen.“