Hamburg. In Hamburg wird in den nächsten Jahren eine große Zahl von Kirchen und Gemeindehäusern geschlossen. Die Synode des Kirchenkreises Hamburg-Ost hat ein Gebäudekonzept beschlossen, wonach bis 2026 rund ein Drittel der Kirchen und Gemeindehäuser nicht mehr genutzt werden soll. Ziel sei es, angesichts sinkender Einnahmen an weniger Standorten eine gute kirchliche Arbeit zu finanzieren, sagte Propst Hans-Jürgen Buhl, Vorsitzender des Kirchenkreisrats. Zum Kirchenkreis Hamburg-Ost zählen neben der City auch der Norden Hamburgs, Harburg, Bergedorf und Teile des Kreises Stormarn.
Rund die Hälfte der 138 Kirchen und 140 Gemeindehäuser im Kirchenkreis wurde nach 1945 gebaut. Doch deren Unterhaltung kann nach Einschätzung des Kirchenkreises künftig nicht mehr bezahlt werden. Lebten auf dem Gebiet des Kirchenkreises 1992 noch 660.000 Kirchenmitglieder, so sind es heute nur noch 440.000. Gespart wurde bisher vor allem am Personal. Die Zahl der Pastoren, Kirchenmusiker und Diakone ging um 25 bis 30 Prozent zurück. Der Bestand an Kirchen und Gemeindehäusern wurde dagegen nur um 7,8 Prozent reduziert.
Historische Schmuckstücke ausgenommen
Im beschlossenen Gebäudekonzept wurden alle Kirchen und Gemeindehäuser klassifiziert. Zu den unverzichtbaren Kirchen zählen die Hauptkirchen und historische Schmuckstücke wie St. Johannis Eppendorf, die Kirche in Bergstedt, St. Pankratius Neuenfelde oder die Dorfkirchen der Vier- und Marschlanden. Unangetastet bleiben auch Kirchen, die prägend für einen Stadtteil sind wie die Marktkirche Poppenbüttel, die Erlöserkirche Farmsen oder die Gemeindezentren in Steilshoop und Mümmelmannsberg. Als verzichtbar gelten dagegen kleinere Stadtteilkirchen in Wohngebieten. Besonders hart trifft es die Alsterregion zwischen Ohlsdorf und Langenhorn sowie die Region Alsterbund rund um Eppendorf und Winterhude.
Nach dem neuen Gebäudekonzept soll für rund 5.000 Christen eine Kirche bleiben. Kriterien für den Erhalt der Gebäude sind Denkmalwert, Lage und Nutzung. Die Qualität der Gemeindearbeit dagegen sei kein Kriterium gewesen, erläuterte Propst Buhl. Diese sei in der Regel abhängig von einzelnen Pastoren oder Ehrenamtlichen.
Weitere Nutzung offen
Was mit geschlossenen Kirchen passiert, ist offen. Wünschenswert ist die Abgabe an andere christliche Konfessionen wie bereits bei der Simeonkirche Hamm (griechisch-orthodox) oder der Gnadenkirche St. Pauli (russisch-orthodox) geschehen. Auch eine Nutzung für Kultur-, Bildungs- oder Sozialarbeit wird angestrebt. Abgerissen werden soll nur bei irreparablen Baumängeln. Auch eine Nutzung als Moschee wie die Kapernaumkirche Horn ist nicht vorgesehen.
Der Kirchenkreis hat allerdings nur Empfehlungen beschlossen. Die Gebäude sind Eigentum der Gemeinden. Kirchen und Gemeindehäuser, die als verzichtbar gelten, sollen allerdings vom Kirchenkreis keine Zuschüsse mehr für Baumaßnahmen erhalten. Zwei Millionen Euro werden bereitgestellt, um Gemeinden bei einer Kirchenschließung zu begleiten und neue Nutzungen zu entwickeln. Für unverzichtbare Kirchen verdoppelt der Kirchenkreis die Bauzuschüsse auf 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Jede Gemeinde hat zudem weiterhin die Möglichkeit, ihre Gebäude aus eigenen Einnahmen zu unterhalten. (epd)