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Grußbotschaft in die Westbank

Fotos: Heins-Joachim Lohmann Ein Jahr ist vergangen seit dem Regenbogenprojekt 2014 in Galiläa. Eine „WhatsApp“- Gruppe hielt den Kontakt unter den Teilnehmenden lebendig. Sie kommunizierten mittels Worten, Symbolen, Bildern, gratulierten sich gegenseitig zum Geburtstag, nahmen Teil an freudigen und traurigen Ereignissen im Leben der jeweils anderen. …

Text und Fotos: Heinz-Joachim Lohmann

Ein Jahr ist vergangen seit dem Regenbogenprojekt 2014 in Galiläa. Eine „WhatsApp“- Gruppe hielt den Kontakt unter den Teilnehmenden lebendig. Sie kommunizierten mittels Worten, Symbolen, Bildern, gratulierten sich gegenseitig zum Geburtstag, nahmen Teil an freudigen und traurigen Ereignissen im Leben der jeweils anderen. Ich gestehe, dass weder WhatsApp noch Facebook meine bevorzugten Medien sind und erkenne trotzdem nicht ganz neidlos an, dass sie es ermöglichen, über große Entfernungen intensive Kontakte am Laufen zu halten.

Südafrikaner und Israelis landen am Freitag, den 31.7. in Berlin. Von dort geht es zum Pfarrgrundstück nach Alt Ruppin zum Sammeln, Relaxen, Ankommen. Gespräch und Erfahrungsaustausch stehen auf dem Programm, Rudern, Schwimmen und Abhängen. Samstags findet der alljährliche Rhinkorso statt, eine Art Rosenmontagsumzug im August auf dem Wasser. Boote und Ufer sind geschmückt und nach Themen gestaltet. Wir versammeln uns – wie könnte es anders sein – unter einem großen Regenbogen. Das Programm beginnt um halb zehn Uhr Abends und dauert bis mitten in die Nacht. Eine gute Möglichkeit für die Teilnehmenden, die Stimmung eines einheimischen Volksfestes zu erleben. Die jungen Leute lassen sich mitreißen, tanzen und feiern ausgelassen.

Gleichzeitig bietet das Wochenende die erste Möglichkeit für das internationale Leitungsteam, sich zu treffen und abzustimmen. Schnell klärt sich, dass wir uns im vergangenen Jahr an einem religiös eher indifferenten Platz befanden, an dem sich Juden und Muslime treffen, um neue Formen des Miteinanders zu finden. In diesem Jahr bewegen wir uns in einem eindeutig evangelischen Kontext. Deshalb erweist es sich als notwendig, mit den jüdischen und muslimischen Teilnehmenden zu besprechen, inwieweit sie bereit sind, sich an christlichen Gottesdiensten zu beteiligen. Für den 2.8. ist eine Andacht in Alt Ruppin geplant und am kommenden Freitag in Premnitz eine Taufe in der Havel im Rahmen des Projektes. Das Gespräch mit der Gruppe ergibt, dass sie sich durch die Teilnahme an einem Gottesdienst weder missioniert noch vereinnahmt, sondern geehrt fühlen. Nicht zum ersten Mal bei diesem Projekt klaffen die Vorstellungen der älteren Generation und die Ansichten der Jüngeren weit auseinander. In der Regel gehen die Jugendlichen mit Vielem unbefangen um, in dem die Erwachsenen große Probleme sehen.

In der Andacht berichtet Amiram über die Situation in Israel. In der letzten Wochestarb dort ein kleines Kind bei der Brandstiftung an einem palästinensischen Haus in der Westbank. In Jerusalem drang ein fanatischer Messerstecher in eine Demonstration der Homosexuellenbewegung ein und verletzte einige Menschen schwer. Terrorattacken nehmen zu. Die Verantwortlichen in der Politik bemühen sich weniger um Deeskalation als sie die Stimmung durch rassistische Äußerungen weiter anheizen. Lungelo nennt als Herausforderungen in Südafrika den steigenden Missbrauch von Frauen und Kindern. Auch drogen- und Alkoholprobleme nehmen zu. Südafrika ist eines der Länder der Welt, in das die meisten Menschen flüchten. Das führt zu großen Spannungen zwischen den Armen im eigenen Land und den neu hinzukommenden Menschen. Rolf erinnert für den Deutschland an den ökumenischen Prozess von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Er beschreibt die Auseinandersetzung um die Auslandseinsätze der Bundeswehr als Umgang mit der Frage des Friedens, die angemessene Aufnahme von Flüchtlingen als der Gerechtigkeit zugehörig und den Umstieg von Kohle und Atomkraft auf erneuerbare Energien als Angelegenheit des Einsatzes für die Bewahrung der Schöpfung. Abe erinnert an die Geschichte des Projektes und die Begegnung mit Situationen des Zusammenlebens in vier Kontinenten. Dabei waren die Teilnehmenden mit unterschiedlichen nationalen, ethnischen und sozialen Konflikten konfrontiert und arbeiteten über ihre eigenen persönlichen, kulturellen und Ursprungsgrenzen hinweg an Verständigung und Versöhnung. Dieser gemeinsame Weg der Hoffnung bleibt notwendig, auch wenn das Projekt selbst nun in Premnitz seinen Abschluss findet.

Die Gruppe entscheidet sich, eine Grußbotschaft an die Familie in der Westbank und die anderen Opfer zu schicken. Sie hat folgenden Wortlaut:

Das ist eine Botschaft für die Familie Dawabshy und alle Opfer des Kreises aus Hass und Gewalt: Palästinenser, Israelis und alle anderen.

Einen geliebten Menschen zu verlieren wirft Dich aus der Bahn, Erschossen zu werden, nur weil Du vorbeigehst – das ist jenseits der Vorstellungskraft. Hass und Angst dürfen nicht der Weg des Lebens sein. Trauer und Schmerz nicht der Inhalt. Wir können nicht in Euren Schuhen gehen, aber wir fühlen die Messer in Euren Herzen… So lasst uns Seite an Seite stehen… und aus Hoffnung ein besseres Leben schaffen… Lasst und als Menschheit zusammen stehen. Es beginnt mit Dir und mir!

Gegen Abend brechen wir nach Premnitz auf. In der Oberschule, die in den nächsten beiden Wochen unsere Bleibe ist, werden wir sehr warm von der stellvertretenden Bürgermeisterin Carola Kapitza und dem Pfarrer Hans-Dieter Kübler empfangen und zum Abendessen eingeladen.

Am nächsten Morgen kommt der Laster mit dem Holz. Die Ankunft des Materials bedeutet bei jedem Projekt einen erhebenden Augenblick. Das Entladen und Sortieren entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem eigenen Ritual. Danach beginnt die eigentliche Arbeit: Holzschnitzel beiseite räumen, Löcher graben, sägen, schleifen, bohren, streichen. Die Küchengruppe plant die Verpflegung und setzt sie um, die Kulturgruppe gestaltet einen individuellen Beitrag aller Mitwirkenden. Sie gestalten ihr eigenes Hoffnungszeichen in Ton. Eines ist neu: Bauen auf der BUGA heißt Bauen in der Öffentlichkeit. Weswegen eine wesentliche Aufgabe der Öffentlichkeitsgruppe in der Information der Besucherinnen und Besucher besteht, die gerne stehen bleiben und sich etwas erzählen lassen.

www.rainbowproject.de