Für das größte Kulturbauprojekt des Bundes ist in dieser Woche der offizielle Baustart. Am Freitag soll am Berliner Kulturforum zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie der Grundstein für das Museum der Moderne mit dem Namen „berlin modern“ gelegt werden. Dort sollen künftig auf rund 9.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche unter anderem die Kunstwerke des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Nationalgalerie gezeigt werden. Der knapp 364 Millionen teure Museumsbau soll nach derzeitigen Planungen bis 2027 fertig werden.
Nach dem ersten Spatenstich im Dezember 2019 waren unter Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) die Planungen für das einstmals „M20“ genannte Museumsprojekt noch einmal deutlich überarbeitet worden. So soll jetzt unter anderem zusätzlich eine rund 4.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung auf dem Dach installiert werden. Zudem sollen mehr Recyclingmaterialien, insbesondere Recyclingbeton, verwendet und die Versiegelung der Außenflächen durch versickerungsfähige Pflasterbeläge verringert werden. Der Entwurf stammt vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron und von Vogt Landschaftsarchitekten.
Die Staatlichen Museen zu Berlin planen im Museum der Moderne die gesamten Bestände der Nationalgalerie zu präsentieren, etwa die Werke von Joseph Beuys (1921-1986), Max Beckmann (1884-1950) und Gerhard Richter. Zudem sollen die Sammlungen Marx und Pietzsch, Teile der bei den Staatlichen Museen verankerten Sammlung Marzona sowie Werke aus dem Kupferstichkabinett und der Kunstbibliothek gezeigt, heißt es auf der Internetseite des Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe, das in sogenannter „Organleihe“ den Bau begleitet, stellvertretend für die Bauherrin, die von Bund und Ländern getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK).
Mit dem Museumsneubau, der um eine alte Platane geplant wurde, soll auch das Kulturforum aufgewertet werden. Kulturstaatsministerin Roth schwebt ein „Haus für alle“ vor, SPK-Präsident Hermann Parzinger spricht von einem „Haus für die ganze Gesellschaft“. Geplant sind „ticketfreie Ausstellungsbereiche“ für „soziale Aktionen“, ein Biergarten und ein Café. Neupflanzungen von Bäumen und Hecken sollen das Kulturforum grüner machen.
Gemessen wird der einst als „Kulturscheune“ und „Bierzelt“ kritisierte Entwurf mit großem Satteldach an den benachbarten Architekturen-Ikonen der Philharmonie und Staatsbibliothek von Hans Scharoun (1893-1972) und der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969). Der Plan, das Gebäude von allen Seiten „mit Natur“ zu umgeben, ist der Vision von Architekt Jacques Herzog entsprungen, den nahen Tiergarten in das Kulturforum auszudehnen.