Hamburg. Die Kirchengemeinde Wohldorf-Ohlstedt hat ein Problem: Sie will mit den Gemeinden Bergstedt und Lemsahl-Mellingstedt fusionieren – und bei einer außerordentlichen Gemeindeversammlung sollte die Fusionsvereinbarung zur Debatte stehen. Mitte November wollten die Christen aus dem Osten Hamburgs eigentlich diskutieren. Doch der zweite Lockdown machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Jetzt ist die Versammlung für Sonntag, 6. Dezember, terminiert – und niemand weiß, ob nicht wieder eine Absage droht. Immer weiter nach hinten verschieben will die Gemeinde die Versammlung aber auch nicht. „Wir müssen kirchenrechtliche Fristen einhalten, damit die Fusion zu Ende 2021 über die Bühne gehen kann“, sagt Henrik Völker, Vorsitzender des Kirchengemeinderats (KGR). Deshalb plant der KGR auch digital – mit der Fusionsvereinbarung als möglichem Download und einer Debatte per Brief und E-Mail. Aber auch eine Verschiebung der Fusion sei noch nicht vom Tisch.
Was wird aus dem Lebendigen Adventskalender
So wie die Kirchengemeinde Wohldorf-Ohlstedt sind alle Hamburger Gemeinden vom zweiten Lockdown betroffen. Gottesdienste und Konfirmandenunterricht sind weiter erlaubt, andere Zusammenkünfte aber verboten. Entscheidend sind die Verordnungen der Bundesländer, für die beiden Hamburger Kirchenkreise also das, was Hamburg und Schleswig-Holstein vorgeben. Ausgehend von diesen Verordnungen hat die Nordkirche Handlungsempfehlungen veröffentlicht, etwa mit Vorgaben zum Sitzabstand, Tragen von Masken und Gesang.
Betroffen ist auch die Pauluskirchengemeinde Altona mit ihrem Lebendigen Adventskalender. Seit sechs Jahren zieht die Gemeinde jeden Tag im Dezember von Haus zu Haus, um die Adventszeit gemeinsam zu begehen. Bereits vor dem zweiten Lockdown hatten die Organisatoren entschieden, in diesem Jahr jeden Abend an einem Rondeel vor der Kirche zusammenzukommen. Dort könne man die Abstände besser einhalten und nehme außerdem die Gastgeber aus der Verantwortung, sagt Prädikantin Irmgard Busemann aus der Gemeinde in Altona.
Chöre und Musiker hart getroffen
An jedem Abend hält ein Freiwilliger eine kurze Andacht, sagt ein Gedicht auf oder spielt ein Instrument. Passend zur Pandemie lautet das Motto in diesem Jahr „Licht in Sicht“ – mit einer großen Laterne in der Mitte. Auch wenn der Lockdown verlängert werden sollte, geht die Gemeinde davon aus, dass ihr Lebendiger Adventskalender stattfinden kann. „Es ist ein Gebet und wie ein Gottesdienst zu sehen“, sagt Irmgard Busemann, die aber einschränkt, das Infektionsgeschehen ständig zu verfolgen.
Besonders hart getroffen sind Chöre und Musiker der Gemeinden. Weder Proben noch Auftritte sind während des Lockdowns erlaubt – ein Schlag, denn jetzt stehen wichtige Proben für Auftritte in der Advents- und Weihnachtszeit an. „Die Zeit wird knapp“, sagt Hans-Jürgen Wulf, Landeskirchenmusikdirektor der Nordkirche. Nicht zuletzt deshalb steige auch das Frustrationspotenzial bei Musikern und Sängern. Allerdings stellt Wulf klar, dass er hinter den Handlungsempfehlungen stehe. „Es wird eine bleibende Herausforderung“, prognostiziert er.
Problematisch ist laut Wulf auch, dass Auftritte und Konzerte kaum zu planen seien, weil niemand wisse, ob der Lockdown nicht verlängert werde. Unter diesen Bedingungen würde in den Gemeinden „großer Einsatz“ gezeigt.