Kiel. Überall in Deutschland werden Unterkünfte für ukrainische Kriegsflüchtlinge gesucht. Kirchengemeinden stellen Gebäude zur Verfügung, bilden Anlaufstellen und unterstützen bei der Organisation der Hilfe. So ist beispielsweise auf Initiative der Stadt Lübeck dort ein ökumenisches Netzwerk von Begegnungsorten im Aufbau, an denen sich ukrainische Geflüchtete treffen können, sagte Kirchenkreissprecherin Ines Langhorst. Der Kreis Herzogtum Lauenburg sei zudem auf das Notfallseelsorge-Kompetenzteam zugegangen. Das Team organisiert in Erstaufnahmeeinrichtungen Kriseninterventionen.
Wer helfen kann, der hilft. Eine Gemeinde aus dem Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf hat beispielsweise zwei Familien in ihrem Gemeindehaus untergebracht. Weitere Gemeinden aus dem Kirchenkreis stünden in Überlegungen, ob sie Wohnraum anbieten können, wie Pressesprecherin Natalie Lux sagte.
Mitarbeiterwohnung für Mütter und ihre Kinder
Auch in Grömitz im Kirchenkreis Ostholstein gibt es dieses Angebot. „Wir haben in der Kirchengemeinde eine Wohnung, die eigentlich für Mitarbeiter gedacht war“, erläutert Pastor Holger Lorenzen von der dortigen Kirchengemeinde. „Als der Krieg losging, wollten wir einen Beitrag zur Flüchtlingshilfe leisten und die Wohnung für Geflüchtete zur Verfügung stellen.“ Allerdings war sie da noch vollkommen leer. Der Pastor startete einen Aufruf, und innerhalb von drei Tagen war die Wohnung hergerichtet und vollkommen ausgestattet. „Die Hilfsbereitschaft ist enorm, selbst Spielzeug und Bettdecken haben wir. Eine Dame hat gefragt, was fehlt. Das wolle sie kaufen.“ Den Wohnraum von 85 Quadratmetern Größe hat die Kirchengemeinde an die Kommune gemeldet, die die Belegung organisiert und die Flüchtlinge für Sozialleistungen anmeldet. Demnächst soll die Wohnung mit vier Müttern aus der Ukraine und ihren Kindern belegt werden.
Netzwerke der Flüchtlingshilfe aus 2015 wieder aktiv
Susanne Danhier, Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Altholstein, nimmt die enorme Hilfsbereitschaft ebenfalls wahr. „Mit dem Krieg ging es los, dass Menschen aus den Kirchengemeinden angerufen haben, um zu fragen, wie sie helfen können“, erklärt sie. „Es melden sich viele Leute, die Wohnungen oder Zimmer für Flüchtlinge anbieten, weil ihre Kinder aus dem Haus sind.“ Es sei schön zu sehen, dass die Netzwerke der Flüchtlingshilfe aus 2015 sofort wieder aktiv würden. „Es gab eine Corona-Pause, aber der Pool ist noch da.“ Die Akzeptanz der Menschen, die aus der Ukraine fliehen, sei hoch. „Es gibt hier viele Russlanddeutsche, auch haben Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, Russisch gelernt.“ Dazu komme die gemeinsame Kultur, die zu mehr Akzeptanz führe. „Viele alleinstehende Frauen bieten Wohnraum an, weil es um Frauen und Kinder geht. 2015 sind vor allem junge Männer nach Deutschland geflohen, da war die Hürde höher.“
Arbeit als Seelsorger in Aufnahmestelle
Der Sylter Pastor Ingo Pohl sprach sich zudem im „Hamburger Abendblatt“ dafür aus, leer stehende Wohnungen der Insel Geflüchteten aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. „Wir haben hier viele Zweitwohnungen, die häufig leer stehen oder aber als Ferienappartements viel Geld bringen“, sagt Pohl. Die Bonhoeffer-Kirchengemeinde in Neumünster hat keine eigenen Räume für Flüchtlinge, hilft aber auf andere Weise. „Wir arbeiten als Seelsorger in der Aufnahmestelle für Flüchtlinge und in der Gemeinschaftsschule“, erklärt Pastorin Isabel Frey-Ranck. „Außerdem unterstützen wir mit Material aus den Kitas.“
Wer Geflüchteten helfen möchte, findet dazu Informationen auf www.diakonie-sh.de.