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Große Bereitschaft

Fast jeder Fünfte ist dazu bereit, Sterbende ehrenamtlich zu begleiten

Berlin – Fast jeder fünfte Bürger (17 Prozent) kann sich laut einer Befragung prinzipiell vorstellen, Schwerstkranke und Sterbende am Lebensende zu begleiten. Nach der in Berlin vorgestellten Studie im Auftrag des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV) wünschten sich ebenfalls 18 Prozent eine ehrenamtliche Sterbebegleitung für ihre Angehörigen und Freunde.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) würdigte bei der Vorstellung der Studie den ehren-amtlichen Einsatz. „Die medizinische Versorgung ist das eine; genauso wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, Zuwendung zu geben, Zeit zu haben und für sterbende Menschen da zu sein.“ Daher sei es wichtig, dass die Begleiter gut ausgebildet würden. Dem Sterbenden Zeit zu schenken, sei „das Schmuckstück der Begleitung“.
Der Vorsitzende des DHPV, Winfried Hardinghaus, verlangte einen weiteren Wandel im Ehrenamt, der auch andere gesellschaftliche Gruppen einbeziehe. Die Studie zeige, dass die Hospizarbeit nach wie vor überwiegend von Frauen aus der Mittelschicht getragen werde, die noch im Berufsleben stünden oder in der Nacherwerbsphase seien.
Der Rechtswissenschaftler Thomas Klie erklärte: „Die Hospizbewegung ist ein Mittelschichtsphänomen.“ Überwiegend Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte würden begleitet, obwohl sich die Unterstützung grundsätzlich an alle wende.
Deutliche Unterschiede zeigten sich laut Studie auch in der Verbreitung der Angebote: In struktur-schwachen Regionen werde Hospizarbeit kaum angeboten. Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats und Koordinator der Studie, Werner Schneider, forderte einen „Wandel, hin zu einem das bestehende Angebot ergänzenden, neuen, bunteren, vielfältigeren und flexibleren Ehrenamt“.
Unter jenen 17 Prozent, die sich ein Engagement vorstellen können, waren laut Studie doppelt so viele Frauen wie Männer. Als wesentliches Hindernis für die Übernahme einer solchen Tätigkeit gaben allerdings fast die Hälfte von ihnen Zeitmangel und knapp ein weiteres Drittel eine Unvereinbarkeit mit dem Beruf an.
Demnach verringerte sich der Kreis der ohne Einschränkung zum Engagement Bereiten auf drei Prozent der Bevölkerung. Von ihnen waren überdurchschnittlich viele Westdeutsche, Frauen, Ältere, besonders alleinstehende Mütter sowie Personen mit einfachem sozialem Status und Kirchennahe.
Mehr als die Hälfte der Befragten hat demnach bereits Erfahrung mit Sterbebegleitung im eigenen persönlichen Umfeld. Dabei gehe es nicht um den plötzlichen Tod, sondern um einen längeren Prozess, der durch die Befragten begleitet wurde, hieß es. Auf eine Unterstützung durch Freunde und Nachbarn würden laut Studie 40 Prozent Wert legen, auf eine Begleitung durch ehrenamtliche Helfer 18 Prozent. KNA