135 Kardinäle sind wahlberechtigt, aber nicht alle kommen zum Konklave. Dennoch gibt es einen Rekord. Vor der Papstwahl kommen jetzt unterschiedliche Themen auf den Tisch – und Missbrauchsbetroffene äußern Kritik.
Im Vatikan sind die Vorbereitungen für die größte Papstwahl aller Zeiten in vollem Gange. 135 Kardinäle, also alle unter 80 Jahren, sind wahlberechtigt, wenn am 7. Mai das Konklave beginnt. Von ihnen werden nur jene nicht mitwählen, die sich mit ärztlicher Bescheinigung abgemeldet haben. Dies haben laut vatikanischem Presseamt bisher zwei Kardinäle getan, so dass voraussichtlich 133 an der Wahl teilnehmen. Drei deutsche Kardinäle sind stimmberechtigt: Reinhard Marx (71), Gerhard Ludwig Müller (77) und Rainer Maria Woelki (68).
Der Kölner Erzbischof sagte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch, dass die Zukunftsthemen für die Kirche auf dem Tisch lägen: Glaubensverkündigung und Säkularisierung, Kriege, technologischer Fortschritt und gefährdete Demokratien. Bisher habe er noch keinen bestimmten Kandidaten im Blick, allenfalls drei, vier Männer, die für das Papstamt geeignet sein könnten, so Woelki. Als Kardinal im Konklave vertrete er nicht die Kirche in Köln oder Deutschland: “Als Bischof bin ich in diesem geistlichen Prozess vor allem meinem Gewissen verpflichtet.”
Eine Woche vor Beginn der Papstwahl sprachen die Kardinäle in Rom explizit über Spannungen in der Kirche. Sie hätten die Polarisierung in Kirche und Gesellschaft als eine offene “Wunde” bezeichnet, berichtete Vatikansprecher Matteo Bruni über die Redebeiträge des Kardinalskollegiums beim sogenannten Vorkonklave.
In der Amtszeit von Franziskus (2013-2025) hatte es als Folge kontroverser Entscheidungen des Papstes sowie durch eine Veränderung der Debattenkultur immer wieder ungewöhnlich scharfe innerkirchliche Konflikte gegeben. Insbesondere konservative und traditionalistische Kreise beklagten dies in den vergangenen Jahren.
Missbrauchsbetroffene kritisierten unterdessen die Anwesenheit einiger durch Strafverfahren belasteter Kardinäle beim aktuellen Vorkonklave im Vatikan. Der Sprecher der Initiative “Eckiger Tisch”, Matthias Katsch, forderte transparente und weltweit einheitliche Verfahren und Regelungen für den Umgang mit klerikalen Missbrauchstätern und Vertuschern, die auch nach dem Tod eines Papstes sicher angewandt werden müssten.
Die in Rom versammelten Kardinäle sprachen am Mittwoch auch über die schwierige finanzielle Lage des Vatikans. Als erster äußerte sich dazu Kardinal Marx als Koordinator des Wirtschaftsrats des Heiligen Stuhls, wie Vatikansprecher Bruni mitteilte. Der Münchner Erzbischof habe dabei die Frage der “finanziellen Nachhaltigkeit” betont, die nötig sei, um den Dienst des Vatikans für die Weltkirche sicherzustellen. Neben Herausforderungen habe Marx auch Lösungsvorschläge genannt.
Papst Franziskus hatte in seinem letzten Amtsjahr wiederholt auf das dramatische Defizit des Vatikans hingewiesen. Im September 2024 rief er die Kardinäle in einem Brandbrief zu mehr Sparsamkeit und zu neuen Finanzierungsideen auf. Noch vom Krankenbett aus ordnete er am 26. Februar die Gründung einer neuen Kommission an, die sich verstärkt um Fundraising für den Vatikan kümmern soll.