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Gott kam nicht mehr nach Ruanda

Vor zwanzig Jahren ermordeten in Ruanda aufgehetzte Menschen bis zu eine Millionen Landsleute. Elisabeth Kaneza überlebte. Die 26-Jährige lebt heute in Berlin und ist Vorsitzende von Ruanda Connection, einem Verein, der sich um Versöhnung bemüht. Alexander Jossifides sprach mit ihr.

Die Fragen stellte Alexander Jossifides Frau Kaneza, welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an den Völkermord?Als das Morden begann, war ich sechs Jahre alt und lebte mit meiner Mutter und meinen Geschwistern in der Hauptstadt Kigali. Mein Vater war damals Stipendiat in Deutschland. Wir verließen in den ersten Wochen nicht unser Haus, bis klar wurde, dass die Täter systematisch von Haus zu Haus zogen, um die Bewohner zu ermorden. So flohen wir Richtung Norden, der als relativ sicher galt. Gab es damals kritische Situationen?Oh ja. An einer Straßensperre bekam ich richtig Angst. Wir Kinder hielten die Köpfe unten, während unsere Mutter mit den Bewaffneten verhandelte. Sie forderten uns zum Aussteigen auf. Meine Mutter lehnte das ab und sagte energisch zum Anführer der Bewaffneten: „Auch du hast eine Mutter!“ Woraufhin man uns tatsächlich weiterfahren ließ. Was passierte dann?Wir kamen schließlich in den Kongo, nach Goma. Zum Glück nicht in ein Flüchtlingslager, denn dort starben sehr viele Menschen an Krankheiten. Zudem hatten viele Flüchtlinge Angst, da das Morden in einigen Flüchtlingslagern weiterging. Ein kongolesischer Pastor bot uns Frauen und Kindern eine Unterkunft an. Dort lebten wir, bis mein Vater aus Deutschland kam und uns zu sich holte.Zu den häufigsten Orten, an denen damals gemordet wurde, gehörten Kirchen …Das stimmt. Wir sagen, dass während des Völkermordes sogar der heiligste Ort nicht heilig war. Sie müssen wissen, dass es bereits vor dem Völkermord wiederholt Pogrome gab. Kirchen waren da stets sichere Zufluchtsorte. Die Hemmschwelle, in einer Kirche Menschen umzubringen, fiel 1994 weg. (…)

Weitere Infos unter: http://ruandaconnection.com

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