Auch in Zeiten wachsender politischer Polarisierung will das Goethe-Institut den Transformationsprozess hin zu schlankeren Strukturen fortführen. Die angekündigten Schließungen von Häusern seien weitgehend abgeschlossen, sagte der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert, in Berlin. Die umfassenden Veränderungen würden bis zum Jahr 2027 im Wesentlichen umgesetzt.
Für das kommende Jahr kündigte Ebert Neueröffnungen in Eriwan in Armenien und im kirgisischen Bischkek an. Auch Präsenzen in Chisinau in der Republik Moldau und Houston in den USA seien für 2025 in Planung, hieß es. Gleichzeitig werde die Zentrale des Goethe-Instituts effizienter und kostengünstiger. Dort sollen mit 27 Stellen 7,5 Prozent aller festen Stellen wegfallen.
Goethe-Institut: Sprachkurse auf Rekordniveau
Der Gesamtetat liege 2025 voraussichtlich bei 439 Millionen Euro, hieß es weiter. 2019 waren es noch 445, 4 Millionen Euro. Vor dem Hintergrund der anstehenden Bundestagswahl werde zunächst unter vorläufiger Haushaltsführung gewirtschaftet. Der derzeitige Haushaltsentwurf sehe eine Reduzierung der Förderung durch das Auswärtige Amt auf rund 226 Millionen Euro vor. Damit würde sie laut Ebert auf das Niveau von 2017 sinken.
Der kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts, Rainer Pollack, sagte, mit rund 152 Millionen Euro hätten die Einnahmen aus Sprachkursen und Prüfungen in diesem Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Die Nachfrage sei mit bis Oktober mehr als einer Million abgenommenen Prüfungen im In- und Ausland so hoch wie nie zuvor.
Trump bringt “neue Welt der Rauheit”
Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Gesche Joost, betonte, in einer Zeit, in der die Demokratie weltweit unter Druck gerate, sei es um so mehr die Aufgabe, für eine offene Gesellschaft einzutreten. Dafür biete das Institut vielfältige Programme unter anderem zur Förderung der Medienkompetenz. Sie hoffe, dass die nächste Bundesregierung die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik gerade in diesen Zeiten mit den nötigen Mitteln ausstattet, damit das Institut weiterhin weltweit vermehrt auch in Krisenregionen, relevante Arbeit leisten könne.
Die Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten sowie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten bezeichnete Joost als Herausforderungen in einer „Welt der neuen Rauheit“. Überdies gelte es, Fachkräfte aus dem Ausland, die dringend gebraucht würden, mit Sprachkursen und Informationen über Deutschland zu unterstützen. Vor dem Hintergrund sinkender Mittel möchte Joost die Arbeit des Goethe-Instituts als wichtige Säule der Außenpolitik sichtbarer machen.
Goethe-Institut: Migration ist “Überlebensfrage”
Der Generalsekretär des Goethe-Instituts forderte eine ausgewogene Migrationsdebatte. Grenzschließungen würden auch im Ausland wahrgenommen, sagte Ebert. Menschen dazu zu bewegen, nach Deutschland zu migrieren, sei eine „Überlebensfrage“, mahnte er unter Hinweis auf Erfahrungen ausländischer Fachkräfte mit Ausländerfeindlichkeit etwa bei der Wohnungssuche.
Das Goethe-Institut ist mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern präsent. Sein Auftrag ist die Förderung der deutschen Sprache im Ausland, die Pflege der internationalen Zusammenarbeit und die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes.