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Gesundheitsberufe pochen auf mehr Beteiligung an Reformprozessen

Das Gesundheitswesen muss reformiert werden. Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten haben Vorschläge für Reformen erarbeitet. Ein Appell an die Politik und der Wunsch nach einem Gipfeltreffen.

Der Zusammenschluss aller Gesundheitsberufe ruft zu einem nationalen Gipfel im Bundeskanzleramt auf. “Wenn sich die Spitzenorganisationen aus dem Gesundheitswesen zusammenschließen, um gemeinsam Ideen und Vorschläge zu entwickeln, sollte das auch ein Zeichen an die Politik sein, sich mit uns gemeinsam systematisch, ressortübergreifend und nachhaltig mit den gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit zu befassen”, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, am Donnerstag in Berlin.

Dem Bündnis gehören rund 40 Organisationen und Verbände an. Dazu zählen Dutzende ärztliche Fachverbände, Pflegeverbände, aber auch Physiotherapeuten und Apotheker. Das Bündnis vertrete weit über vier Millionen Beschäftigte und alle Berufe des Gesundheitswesen, betonte Reinhardt. Dabei gehe es denn Beteiligten nicht um Forderungen, sondern um einen Anstoß für eine breite gesellschaftliche Debatte. Auch seien die von allen mitgetragenen Vorschläge zum Fachkräftemangel, Strukturwandel und Finanzierung keine Kritik am Bundesgesundheitsminister.

Die Patientenversorgung der Zukunft müsse insbesondere in Anbetracht der alternden Gesellschaft neu gedacht werden. Dies müsse “unvoreingenommen, ideologiefrei und mit Mut zur Veränderung” geschehen, hatte Reinhardt auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt. “Wir als Bündnis Gesundheit stehen bereit, uns bei der Umsetzung der Maßnahmen einzubringen.”

Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, pflichtete Reinhardt bei. “Das Gesundheitswesen ist in einem kritischen Zustand. Der Teufelskreis von Überlastung, Erschöpfung und Abwanderung von Fachkräften in andere Berufe konnte bislang nicht durchbrochen werden.” Diese Herausforderungen könnten nur ressortübergreifend gelöst werden.

Dabei gehe es nicht ausschließlich um mehr Mittel. Das Geld müsse transparent und sinnvoll investiert werden. Hier könnten auch die Fachkräfte selbst noch einiges verändern. “Wir müssen Finanzierung und Versorgung gemeinsam denken. Die Pflegebedürftigen sollten unser Tun und Handeln lenken”, so Vogler.

Die Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe, Hannelore König, erklärte, dass Projekte wie die Krankenhausreform oder die Notfallreform das Potenzial hätten, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. “Allerdings muss die Bundesregierung die Übergangs- und Transformationsphasen finanziell absichern”, so König. Die Budgetierung von Leistungen gehöre abgeschafft.

In dem Thesenpapier schlagen die Verbände unter anderem vor, gegen den Fachkräftemangel sowohl die Nachwuchsförderung als auch die Integration von ausländischen Fachkräften zu stärken. Dazu gehörten ein Schutz vor Überlastung und gute Arbeitsbedingungen. Strukturell müssten etwa der Nutzen der Digitalisierung in den Vordergrund gestellt werden. Auch die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung sei verbesserungswürdig. Und die Kranken- und Pflegeversicherung brauche ausreichend Bundesmittel.