Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Fulda, Michael Gerber, hat die Solidarität der katholischen Kirche mit Jüdinnen und Juden betont. „Die Deutsche Bischofskonferenz steht im Wissen darum, dass der Antisemitismus auch in einer Schuldgeschichte des Christentums wurzelt, an der Seite der Juden und wird im Einsatz gegen Antisemitismus nicht nachlassen“, sagte er am Sonntag in einem Grußwort an die 128 Mitglieder des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die bis Mittwoch in Ulm tagen.
Zum Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sagte er, nichts könne diesen Terrorakt rechtfertigen. Es erschrecke ihn, dass in Deutschland und anderen Ländern die Zahl antisemitischer Übergriffe in den vergangenen Wochen zugenommen habe und viele Juden Angst hätten, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder in der Öffentlichkeit als Juden sichtbar zu sein.
Natürlich erschütterten ihn auch der Krieg im Gaza-Streifen und das Leid der Zivilbevölkerung, die von der Hamas als Geisel genommen werde. „Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung“, betonte er. Dieses Recht schließe die Pflicht ein, das Mögliche zum Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung zu tun. Auch ihre Rechte müssten beachtet werden, sagte Gerber.
Zur Debatte um die mögliche Neufassung des Abtreibungsverbots mahnte Gerber die Synodalen, ökumenisch im Gespräch zu bleiben trotz der bestehenden Differenzen. „Ringen wir miteinander um Positionen im Wissen darum, dass uns mehr verbindet, als trennt“, forderte Gerber. Der Rat der EKD hatte sich in einer Stellungnahme jüngst für die teilweise Entkriminalisierung des Abtreibungsrechts ausgesprochen. Sie schlägt eine Regelung des Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des Strafrechts bis zur 22. Woche nach einer verpflichtenden Beratung vor.
Die katholische Kirche lehnt jede Veränderung des Strafrechtsparagrafen 218 ab. Bislang gelten Abtreibungen grundsätzlich als illegal, bleiben aber bis zur 12. Woche nach vorheriger Beratung straffrei.