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Gedenken an Warschauer Aufstand

In Berlin ist am Donnerstag an den Beginn des Warschauer Aufstands vor 80 Jahren erinnert worden. Vor dem Roten Rathaus würdigte Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) vor etwa 100 Menschen den Aufstand der polnischen Heimatarmee gegen die nationalsozialistische Besatzung als unvergängliches Symbol des Widerstands gegen Unterdrückung. Die Männer und Frauen hätten einen verzweifelten Kampf für Freiheit, Würde und Selbstbestimmung geführt. Mit dem Gedenken 80 Jahre später solle ein Zeichen der Versöhnung und der Hoffnung gesetzt werden.

Dabei verwies Chialo auch auf die seit 1991 bestehende Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Warschau. Sie sei nicht nur ein diplomatischer Akt, sondern Ausdruck des Willens, Brücken zu bauen und Wunden zu heilen. Die Städtepartnerstadt sei ein lebendiges Bekenntnis zu einem Europa, das entschlossen sei, eine bessere Zukunft zu gestalten.

Die Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, Andrea Riedle, erinnerte an die vielen Opfer des 63 Tage dauernden Aufstands. Die Bilanz sei verheerend gewesen. „Mindestens 150.000 Zivilisten und 10.000 Aufständische waren getötet worden.“ Hinzu kamen Tausende Vermisste und Verwundete. Mehr als eine halbe Million Menschen habe Warschau verlassen müssen. Etwa 80 Prozent der Bausubstanz Warschaus wurde zerstört.

Adolf Hitler hatte kurz nach Ausbruch des Aufstands befohlen, die polnische Hauptstadt vollkommen zu zerstören. Der Warschauer Aufstand begann am 1. August 1944, mehr als ein Jahr nach dem Aufstand polnischer Juden im Warschauer Ghetto von Mitte April bis Mitte Mai 1943.

Am Terror gegen die Warschauer Zivilbevölkerung seien Angehörige von SS und Polizei maßgeblich beteiligt gewesen, sagte Riedle weiter. Als Beispiel nannte sie den SS-Gruppenführer Heinz Reinefarth, der als „Schlächter von Warschau“ für eines der größten einzelnen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg mit bis zu 40.000 getöteten Zivilisten verantwortlich gewesen sei. Reinefarth habe sich später in der Bundesrepublik als Bürgermeister von Westerland auf Sylt und Landtagsabgeordneter bis zu seinem Tod 1979 nie dafür verantworten müssen: „Auch dieser deutsche Umgang mit den verantwortlichen Massenmördern gehört zur Geschichte des Warschauer Aufstands“, sagte Riedle.

Das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors befindet sich heute am Standort des ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes in Berlin. Die Repressionsbehörde war die Zentrale von SS und Polizei in den von der Wehrmacht besetzten Ländern Europas.

Die Gedenkveranstaltung war Teil des Projekts #63Tage, einer noch bis Oktober laufenden Reihe in Berlin, unter anderem mit Lesungen, Vorträgen und Ausstellungen. Unter anderem soll eine Plakataktion mit Gedichten der polnischen Dichterin Anna Swirszczynska darauf aufmerksam machen. Verantwortlich sind dafür das Deutsche-Polen-Institut und das entstehende Deutsch-Polnische Haus.