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Gedenken an Opfer von NS-„Euthanasie“

Berlin – Mit einem stillen Gedenken am Mahnmal T4 vor der Berliner Philharmonie und mit einem interreligiösen Gottesdienst ist an die Opfer der NS-Patientenmorde von 1939 bis 1945 erinnert worden. Gestaltet wurde der Gottesdienst in der St.Matthäus-Kirche unter anderem vom Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Rabbiner Andreas Nachama, Diakonie-Präsident Pfarrer Ulrich Lilie und der Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka. Anlass war der offizielle Stopp der „Aktion T4“, des zentral geplanten Massenmordes an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten durch Adolf Hitler vor 75 Jahren.
In der Berliner Tiergartenstraße 4, am Standort der heutigen Philharmonie, organisierten die Nationalsozialisten ab April 1940 die Tötung vor allem körperlich oder geistig Behinderter. Die Ermordung wurde in der NS-Zeit und auch lange nach dem Zweiten Weltkrieg verharmlosend als „Euthanasie“ (griechisch: guter Tod) bezeichnet. Dem sogenannten Euthanasie-Programm der Nazis fielen in Europa Schätzungen zufolge bis zu 300 000 Menschen zum Opfer. Der Massenmord lief unter dem Decknamen „T4“, benannt nach der Adresse der Berliner Dienststelle. Nach Einstellung der „Aktion T4“ im August 1941 durch die Berliner Zentrale wurde die Erwachsenen-„Euthanasie“ dezentral weitergeführt.
Lilie sagte, „die sogenannten Euthanasiemorde gehören zu den scheußlichsten Verbrechen der Nationalsozialisten“. Leider hätten sich die damals Verantwortlichen der evangelischen Kirche und der Inneren Mission, der Vorgängerin der heutigen Diakonie, nicht entschieden genug gegen die unfassbaren Verbrechen gestellt. Trotzdem sei es „mutigen Kirchenmännern“ zu verdanken gewesen, dass die auch als „Aktion Gnadentod“ bezeichnete Ermordung von Patienten öffentlich wurde.epd