Mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Berliner Friedhof Seestraße hat die Bundesregierung am Dienstag an die Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR erinnert. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) würdigte die Frauen und Männer, die vor 72 Jahren auf die Straße gingen, als mutige Kämpfer für Freiheit und Demokratie. Die Erinnerung daran mache bewusst, wie zerbrechlich Freiheit sein könne. Weltweit stünden auch heute Demokratie, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde unter Druck.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), sagte, der 17. Juni 1953 mahne, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeit seien, sondern jeden Tag erkämpft werden müssten. An der Gedenkstunde mit Kranzniederlegungen nahmen neben Zeitzeugen, Opfern und Hinterbliebenen des Volksaufstandes unter anderem auch die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (CDU), sowie weitere Abgeordnete teil.
Auf dem Friedhof befindet sich das zentrale Mahnmal für die Opfer des Aufstandes vom 17. Juni 1953 in Berlin. Dort wurden wenige Tage nach der Niederschlagung des Aufstandes acht Todesopfer beigesetzt.
Reiche sagte in ihrer Ansprache, angesichts autoritärer Entwicklungen auch in Europa, „in denen das Recht des Stärkeren an die Stelle der Stärke des Rechts tritt“, müsse sich jeder fragen, ob er zuschauen wolle, wie Freiheiten und Demokratie abgebaut werden oder bereit sei, sich einzumischen, um „unsere Werte zu verteidigen“. Freiheit bedeute Verantwortung und gelinge nur, wenn Menschen bereit seien, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.
Der Volksaufstand in der DDR ging aus dem Protest von Arbeitern gegen die von der SED beschlossenen Erhöhungen der Arbeitsnormen hervor. Rund um den 17. Juni 1953 gingen in der DDR mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Sie demonstrierten unter anderem für Demokratie, freie Wahlen und die deutsche Einheit. Der Volksaufstand wurde von sowjetischen Truppen und DDR-Volkspolizei niedergeschlagen. Mindestens 55 Menschen wurden dabei getötet und 15.000 verhaftet.