Karsten Vilmar war Präsident der Bundesärztekammer sowie des Deutschen Ärztetages. Jetzt ist der Chirurg, der Sparpläne im Gesundheitswesen stets kritisierte, im Alter von 94 Jahren gestorben.
Karsten Vilmar, langjähriger Präsident der Bundesärztekammer, ist tot. Er starb bereits im Oktober im Alter von 94 Jahren, wie die Bundesärztekammer am Freitag in Berlin mitteilte.
Der in Bremen geborene Chirurg stand von 1975 bis 1979 an der Spitze der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Präsident der Ärztekammer Bremen war er von 1976 bis 1996 sowie Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages von 1978 bis 1999.
Vilmar habe schon früh unermüdlich darauf hingewiesen, dass die Altersstruktur der Bevölkerung zu einer höheren Zahl von Erkrankungen führen werde und damit zwangsläufig der Bedarf an ärztlicher und pflegerischer Versorgung und damit auch die Ausgaben für Gesundheitsleistungen steigen würden, sagte Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt. Politik und Kostenträger hätten diese Entwicklung lange geleugnet.
Vilmar war unter anderem mit dem Begriff “sozialverträgliches Frühableben” bekannt geworden, den er verwendet hatte, um die Sparpläne der Bundesregierung im Gesundheitswesen zu kritisieren. 1998 wurde diese Aussage zum “Unwort des Jahres” gewählt. Die zuständige Jury wertete die Formulierung als “blanken Zynismus, der eines Sprechers der Ärzteschaft unwürdig sei”. Die Bundesärztekammer erklärte damals, die bewußt ironisch überzogene Äußerung sei ein Versuch gewesen, eine ehrliche Diskussion über die Folgen von Ausgabenbegrenzungen zu provozieren.
Im Zusammenhang mit der Kontroverse um die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs bestritt Vilmar, dass es “in einem so reichen Staat wie der BRD eine Notwendigkeit zum Schwangerschaftsabbruch aus sozialer Notlage” geben könne.