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Frühere Drogenbeauftragte kritisiert Cannabis-Legalisierung

Die frühere Drogenbeauftragte Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) warnt vor den Folgen der Cannabisfreigabe. Um die immer jüngeren Konsumenten zu schützen, fordert sie mehr Geld in Aufklärung und Suchtprävention.

Die frühere Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, spricht sich für mehr Prävention gegen Cannabissucht aus. Das sei eine Aufgabe der künftigen Bundesregierung, sagte sie zum ersten Jahrestag des neuen Cannabis-Gesetzes. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Mainz fordert die SPD-Vorsitzende von Rheinland-Pfalz eine größere Unterstützung für Suchtberatung und Therapie.

Frage: Frau Bätzing-Lichtenthäler, die Cannabis-Legalisierung vor einem Jahr bleibt höchst umstritten – und ist jetzt Thema der Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung. Sie kritisieren die Freigabe – fordern Sie jetzt eine Reform der Reform?

Antwort: Ich war und bleibe durchaus skeptisch gegenüber der Cannabis-Legalisierung – nehme damit innerhalb der SPD aber eher eine Minderheitenmeinung ein. Als Drogenbeauftragte der Bundesregierung war ich sehr oft in Entzugskliniken und Selbsthilfegruppen. Ich habe mit vielen Suchtkranken gesprochen – ich weiß also, welche schweren, oft lebenslangen gesundheitlichen und sozialen Folgen Cannabiskonsum haben kann.

Deswegen war mir immer wichtig, dass Legalisierung und starke Prävention Hand in Hand gehen. Das ist im Gesetz ja auch durchaus angelegt.

Frage: Viele halten Cannabis aber für ungefährlich – ist diese Annahme falsch?

Antwort: Nicht jeder Cannabiskonsument wird abhängig oder greift später zu härteren Drogen. Aber wir haben heute viel höhere Werte des berauschenden Stoffs THC in den Cannabispflanzen und -produkten. Damit sind die Auswirkungen heute ganz andere als noch vor einigen Jahren. Besorgniserregend ist auch, dass immer mehr immer jüngere Menschen mit dem Cannabiskonsum beginnen.

Deshalb habe ich mich immer konsequent dafür ausgesprochen, Legalisierung und wirkungsvolle Aufklärung, Jugendschutz sowie Prophylaxe zusammenzudenken. Und ich tue das weiterhin. Das eine geht nicht ohne das andere.

Frage: Was also erwarten Sie von der neuen Bundesregierung?

Antwort: Im Cannabis-Gesetz ist eine Evaluierung der Regelungen vorgesehen. Das ist gut so und das sollten wir auch sehr ernst nehmen. Sollten wir feststellen, dass die Gratwanderung zwischen Freigabe und gleichzeitiger Kontrolle nicht wirklich funktioniert, dann kann das Gesetz so nicht bleiben.

Klar ist: Wenn wir uns als Gesellschaft entscheiden, Cannabis zu legalisieren, dann müssen wir eben auch sehr stark auf begleitende Aufklärung und Prävention setzen, um einen Anstieg der Suchterkrankungen in diesem Bereich zu verhindern. Das bedeutet, dass wir mehr Gelder bereitstellen müssen für Fachkräfte für Prävention, für Suchtberatungsstellen und für Therapie-Angebote.