Fridolin Ambongo Besungu trauen nicht wenige das Papstamt zu. Der meinungsstarke Kongolese ist ein konservatives Schwergewicht und derzeit die katholische Stimme Afrikas.
Fridolin Ambongo Besungu hat Raumpräsenz. Der kongolesische Kardinal spricht mit sonorer Stimme und wählt deutliche Worte. Auch vor kritischen und nicht allseits gern gehörten Tönen macht Ambongo keinen Halt. Im Konklave darf der 65-Jährige den kommenden Papst als Teil des Kardinalskollegiums mitwählen – und könnte dabei selbst Nachfolger von Franziskus werden.
Er wäre der erste Afrikaner der Neuzeit auf dem Stuhl Petri; historisch gesehen gab es wohl schon Päpste aus der römischen Provinz Afrika. Ambongo wäre aber vor allem ein Kandidat, der in einigen Punkten den von Franziskus eingeschlagenen Weg nur bedingt weitergehen dürfte.
Kardinal Ambongo steht seit 2018 an der Spitze des kongolesischen Erzbistums Kinshasa. Bei Themen wie dem Schutz vor Ausbeutung und der Umwelt finden sich viele Parallelen zum verstorbenen Papst. Franziskus berief Ambongo 2020 in den Kardinalsrat, sein enges Beratergremium. Keine drei Jahre später stattete er der Demokratischen Republik Kongo einen Besuch ab. Auch soziale Themen, wie die Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung oder die Schere zwischen Arm und Reich, treiben Ambongo um, und er wird nicht müde, politische Veränderungen einzufordern.
In der Frage des kirchlichen Umgangs mit Homosexuellen ist der 65-Jährige indes strikter Gegner einer von Franziskus 2023 eingeführten Lockerung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Als Reaktion auf die Öffnung reiste Ambongo mit der Erklärung “Nein zur Segnung homosexueller Paare in Afrika” im Namen vieler afrikanischer Bischöfe in den Vatikan, als Präsident des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM). Von Papst und Glaubensbehörde ließ er sich den afrikanischen Sonderweg absegnen.
In einem Interview verglich Ambongo die Möglichkeit der Segnung Homosexueller mit einer “kulturellen Kolonialisierung” Afrikas durch den Westen. Bei der Weltsynode gab er zu bedenken: Die Kirche müsse sich damit auseinandersetzen, wie sie mit getauften Katholiken umgehe, die in Vielehe lebten; aber auch damit, dass Menschen, die in polygamen Beziehungen lebten, getauft werden wollten.
Der aus Boto, damals noch unter belgischer Kolonialherrschaft, gebürtige Ambongo trat bereits mit 20 Jahren dem Kapuzinerorden bei. Sein Theologiestudium absolvierte er in seiner Heimat und in Rom. Anschließend arbeitete er in der Seelsorge, lehrte an der Universität und übernahm Führungsposten in seinem Orden. 2005 zum Bischof geweiht, wurde er 2016 Erzbischof von Mbandaka-Bikoro und zwei Jahre später Erzbischof von Kinshasa.
Über seine kongolesische Heimat hinaus ist Ambongo zu einer gewichtigen katholischen Stimme Afrikas geworden. Schließlich stellt der Kontinent mit offiziell rund 280 Millionen Katholiken ein Fünftel der Weltkirche von geschätzt 1,4 Milliarden. Laut dem aktuellen Statistischen Jahrbuch der Kirche stieg ihre Zahl nirgends auf der Welt zuletzt so stark.
Ambongo ist rhetorisch gewandt und findet voller Temperament klare Worte für seine Anliegen. Immer wieder legt er sich auch mit den politischen Eliten an, verurteilt Korruption, Gier der Mächtigen, aber auch Neokolonialismus westlicher Staaten. Vor Wahlen in seiner Heimat warnt er davor, diese für weitere Machtspiele auf dem Rücken der Bevölkerung zu missbrauchen. Das trägt ihm in der afrikanischen Bevölkerung viel Applaus ein.