Wie tolerant und pluralistisch sind Israels größte Städte? Das untersucht die Organisation “Freies Israel” in ihrem jährlichen “Freiheitsindex”. Jerusalem rutschte 2023 erneut ein paar Plätze nach unten.
Mit ihrem “kommunalen Freiheitsindex” untersucht die Organisation “Freies Israel” (Israel chofschit) die wichtigsten Städte Israels auf religiöse Toleranz und Pluralismus. Sowohl Tel Aviv als auch Jerusalem büßten 2023 Plätze ein, wie aus dem jüngsten Index hervorgeht. Tel Aviv rangiert demnach mit 78 von 100 möglichen Punkten auf Platz 3 (2022: Platz 2), während Jerusalem mit 23 Punkten um drei Plätze auf den 27. Platz zurückfiel.
Jerusalem ließ nach Angaben der Organisation das fünfte Jahr in Folge nach. Die Situation sei “deprimierend und besorgniserregend” und bestätige die Aussage vieler Bewohner, dass die Stadt zunehmend verschlossener und unfreier werde.
Spitzenreiter in Sachen religiöse Toleranz und Pluralismus sind mit 80 von 100 Punkten die beiden Städte Givatajim östlich von Tel Aviv und Hod Ha-Scharon in Zentralisrael. Das Schlusslicht auf Platz 31 bildet die strengreligiös-jüdische Siedlung Beitar Illit im besetzten Westjordanland (5 Punkte).
Das Jahr 2023 war laut der Organisation durch die “religiöseste und extremistischste” Regierungen in der Geschichte Israels gekennzeichnet, die “daran arbeitete, den demokratischen Raum einzuschränken, die Autorität des Obersten Gerichtshofs zu untergraben und die unkontrollierte Macht der Regierung zu stärken”.
Den Index erhebt “Freies Israel” nach eigenen Angaben anhand von elf Kriterien, die unterschiedlich viele Punkte bringen. Wichtigste Punkte sind die Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel am Schabbat (17 Punkte) sowie der Handel an Schabbat (15 Punkte). Auch die Höhe religiöser Budgets, religiöse und alternative Dienstleistungen wie Zivilehen oder zivile Bestattungen, die Behandlung nicht-heterosexueller Menschen sowie von Frauen fließen in die Bewertung ein.
Die Erhebungen für den Freiheitsindex 2023 seien vor Beginn des Gaza-Kriegs durchgeführt worden. Allerdings habe der Krieg gezeigt, welche Macht und Bedeutung lokale Behörden haben, die den öffentlichen Raum und Alltag von Bewohnern erheblich mitgestalten könnten. Entsprechend wichtig seien die bevorstehenden Kommunalwahlen. Die Wahlen waren zunächst für Ende Oktober 2023 angesetzt, aber kriegsbedingt auf den 27. Februar verschoben worden.