Anlässlich des Internationalen Frauentages (8. März) haben Frauen- und Menschenrechtsorganisationen sowie Verbände aus Nordrhein-Westfalen einen stärkeren Einsatz für eine bessere Gleichstellung zwischen den Geschlechtern gefordert. Kritisiert wurde am Freitag auch ein mangelnder Schutz von Frauen vor Gewalt, zugleich wurden Erwartungen an die künftige Bundesregierung geäußert.
Die Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale forderte von der neuen Bundesregierung, Frauenrechte zu schützen und die Ursachen sexualisierter Gewalt zu bekämpfen. Sexualisierte Gewalt sei weltweit die Folge patriarchaler Strukturen, die Frauen unterdrücken und verletzen, erklärte die Organisation. In Konfliktregionen wie der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo oder Afghanistan gehöre sexualisierte Gewalt zum Alltag. Auch in Deutschland beobachte man eine Zunahme der geschlechtsspezifischen Gewalt. Zugleich erstarkten antifeministische Bewegungen, die das Selbstbestimmungsrecht von Frauen angriffen.
„Wir brauchen eine kohärente feministische Außen- und auch Innenpolitik und ausreichende Finanzierung“, erklärte die Gründerin und Vorständin von Medica Mondiale, Monika Hauser. „Denn nur durch eine geschlechtergerechte Politik können die Herausforderungen bewältigt werden, damit Frauen und Mädchen frei und sicher leben können.“
Auch das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) warnten vor der weltweit wachsenden Gewalt gegen Frauen. „Jede Frau hat das Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Gewalt gegen Frauen und Angriffe auf Frauenrechte gefährden nicht nur die Gleichberechtigung, sondern auch den sozialen Frieden innerhalb von Gesellschaften“, erklärten Dorothee Klüppel, Abteilungsleiterin Afrika/Nahost bei Misereor, und die KDFB-Präsidentin Anja Karliczek.
In Deutschland wurden im Jahr 2023 laut dem Bundeslagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ über 180.700 weibliche Opfer häuslicher Gewalt registriert. Das sei ein Anstieg um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, hieß es. Besonders alarmierend seien die 938 versuchten oder vollendeten Tötungsdelikte an Mädchen und Frauen.
Die UNO-Flüchtlingshilfe verwies auf die Notwendigkeit, die Schutzmaßnahmen für geflüchtete Frauen zu verstärken. Im Falle von Flucht und Verfolgung hätten Frauen oft nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu grundlegenden Rechten wie Sicherheit, Gesundheit und Bildung. Zudem sei die Gefahr groß, Opfer von sexueller Gewalt zu werden, da diese häufig gezielt als Kriegswaffe eingesetzt werde.
Aktuelle Studien der Vereinten Nationen belegten eine erschreckende Entwicklung bezüglich geschlechtsspezifischer Gewalt in Konfliktsituationen. Demnach gab es im vergangenen Jahr eine Steigerung von 50 Prozent bei sexuellem Missbrauch gegenüber dem Vorjahr. Bei 95 Prozent der belegten Fälle handelt es sich um Mädchen und Frauen.
Die Menschenrechtsorganisation Fian verwies derweil darauf, dass Frauen weltweit überdurchschnittlich von chronischem Hunger betroffen seien. Zu den Ursachen gehörten Diskriminierungen und Ausbeutung in den globalen Lieferketten, erklärte Fian. Das internationale „Food First Information and Action Network“ warnte deshalb davor, die Errungenschaften der Lieferkettengesetze auf nationaler und EU-Ebene abzuschwächen.
Der Deutsche Städtetag monierte zudem, dass sich zu wenige Frauen in der Kommunalpolitik engagierten. „Nur etwa jedes elfte Rathaus wird aktuell von einer Frau geleitet und der Frauenanteil in den Kommunalparlamenten verharrt bei etwa einem Drittel. Die Parteien sollten mehr Frauen für Wahlämter aufstellen, sonst werden wichtige Perspektiven ausgeblendet“, erklärte die Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, Katja Dörner (Grüne).