Rund um den 95. Geburtstag von Anne Frank am 12. Juni richten die Stadt Frankfurt am Main und die Bildungsstätte Anne Frank gemeinsam mit anderen Kooperationspartnern eine Veranstaltungswoche zum Thema Frieden aus. Das Vermächtnis von Anne Frank, der berühmtesten Tochter der Stadt, sei der Auftrag, die friedvolle, offene Gesellschaft zu schützen, sagte die Frankfurter Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des Programms.
Das Schicksal von Anne Frank und ihrer Familie, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, dürfe sich niemals wiederholen, betonte Weber. Angesichts der aktuellen Kriege und Krisen sei „diese Botschaft heute wichtiger denn je“. Wenn sich Juden in Deutschland nicht sicher fühlen und gewählte Politiker bedroht fühlen, „dürfen wir nicht wegschauen“ ohne damit die Demokratie zu gefährden. Mit den Veranstaltungen setze man auch ein Signal an diejenigen, die ein friedliches Zusammenleben der Nationen ablehnen.
Die gegenwärtigen Kriege spiegeln sich in der Stadt wider, sagte Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Als Beispiel erzählte er von seinem Sohn, der in der Schule von zwei Jungen bosnischer Abstammung aufgefordert worden sei, zuzugeben, dass in Gaza ein Genozid stattfinde. Mit den Veranstaltungen rund um den Anne Frank-Tag wolle man zeigen, dass Diskussionen mit unterschiedlichen Meinungen, Religionszugehörigkeiten und Abstammungen möglich seien. Es dürfe nicht um das Recht haben gehen, sondern um ein respektvolles Zuhören. „Wir streiten mit Worten, nicht mit Waffen“, sagte Mendel.
Sabena Donath vom Zentralrat der Juden in Deutschland sprach von Einsamkeit als einem aktuell zentralen Thema unter Jüdinnen und Juden in Deutschland. Seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober könnten sich Juden nicht mehr offen mit ihrer Religion zeigen. Das werde von der Mehrheitsgesellschaft nicht ausreichend wahrgenommen und verstanden.
Das Programm von 10. bis 16. Juni steht unter dem Motto „Warum können die Menschen nicht friedlich miteinander leben?“ Diese Frage hatte Anne Frank am 3. Mai 1944 in ihr berühmtes Tagebuch geschrieben. In mehr als einem Dutzend Diskussionen, Workshops, Konzerten, einer Synagogenführung sowie einem Friedenslieder-Singen solle ihr humanistisches Erbe gewürdigt werden, sagte Jan Pasternack von der Volkshochschule Frankfurt. Zugleich gehe es um politische Lösungsansätze in Israel und Palästina sowie die verschiedenen Perspektiven auf den Konflikt.