Berlin ist ein Sonderfall: Dort ist Religion kein ordentliches Unterrichtsfach. Die schwarz-rote Landesregierung wollte das ändern. Jetzt scheint die Bildungsverwaltung von den Plänen doch abzurücken.
Rückt die Aufwertung von Religion zum ordentlichen Unterrichtsfach an Berliner Schulen doch wieder in weite Ferne? Wie der “Tagesspiegel” online am Samstag berichtete, hat sich die CDU-geführte Bildungsverwaltung nun nach längeren Verzögerungen erstmals festgelegt, wie sie sich die konkrete Umsetzung einer Aufwertung vorstellt.
“Als Vorbild für Berlin ist eine Übertragung des Brandenburger Modells ohne größeren Aufwand möglich”, sagte ein Sprecher von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) dem Blatt. Das widerspräche allerdings der Ankündigung im schwarz-roten Koalitionsvertrag der Landesregierung von 2023, Religions- und Weltanschauungsunterrichts zum ordentlichen Lehrfach machen zu wollen.
An Brandenburgs Schulen gibt es das verbindliche Unterrichtsfach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER), von dem man sich aber abmelden kann, wenn man Religions- oder Weltanschauungsunterricht besucht. Dieser ist allerdings kein ordentliches Unterrichtsfach, sondern wird als freiwillige Arbeitsgemeinschaft der Kirchen sowie der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften angeboten. In Berlin ist bislang der Ethikunterricht für alle Berliner Schülerinnen verpflichtend. Religion kann nur als zusätzliches Fach vom Rang einer Arbeitsgemeinschaft gewählt werden, den Unterricht erteilen ebenfalls externe Religionsvertreter.
Klesmann bezeichnete die Brandenburger Variante aus mehreren Gründen als “attraktiv”. Unter anderem, weil es “nicht erforderlich wäre, Religion als staatliches (ordentliches) Unterrichtsfach auszugestalten, für das Fach einen staatlichen Lehrplan vorzusehen oder eine Leistungsbewertung einzuführen”. Stattdessen könne der Religionsunterricht “in seiner Grundstruktur unverändert bleiben” und eine Befreiung vom verpflichtendem Unterrichtsfach Ethik vorgesehen werden. Laut dem Sprecher wäre für eine Änderung im Sinne des “Brandenburger Modells” eine Reform des Schulgesetzes notwendig.
Nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung besuchen im laufenden Schuljahr knapp 67.000 Schülerinnen und Schüler den evangelischen Religionsunterricht und rund 18.000 den katholischen. Gut 73.000 Schülerinnen und Schüler entschieden sich für den Lebenskundeunterricht des Humanistischen Verbandes (HVD).