Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat dazu aufgerufen, die sogenannten Nuba-Fotografien von Leni Riefenstahl (1902-2003) aus dem südlichen Sudan den dortigen Gesellschaften zugänglich zu machen. Anlässlich der Vorstellung eines Forschungsprojekts über den Nachlass der Fotografin und Filmemacherin erklärte Roth am Donnerstag in Berlin, die Bilder machten das unterdrückte kulturelle Erbe der Nuba sichtbar und greifbar. Laut Roth hat Riefenstahl in ihrem Werk wie niemand sonst die Ästhetik des nationalsozialistischen Deutschlands geprägt.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind am Freitag und Samstag Thema eines Symposiums am Berliner Kulturforum. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhielt 2018 Riefenstahls Nachlass als Schenkung. Seither arbeiten Wissenschaftler den Angaben zufolge an dem Forschungsprojekt „Deutsch-Sudanesische kollaborative Erschließung und Präsentation des Nuba-Werks von Leni Riefenstahl“. Damit sollen Ansätze der Aufarbeitung mit dem Ziel erkundet werden, das Material zu analysieren, zu klassifizieren und digital zur Rückgabe bereitzustellen.
Das Forschungsprojekt kommt den Angaben zufolge zu dem Schluss, dass die Fotografien und Filme in einem kolonialen Kontext gesehen werden müssen, obwohl Riefenstahls Sudan-Reisen nach der formalen Unabhängigkeit stattfanden. Riefenstahl hatte die abgelegene Region im Süden des Sudan zwischen 1962 und 1977 mehrfach bereist.
Nuba ist eine Sammelbezeichnung für mehr als 50 ethnische Gruppierungen im Süden des Sudan. Der Bevölkerungsgruppe gehören mehr als eine Million Menschen an.