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Forscher ermutigt zu selbstkritischem Blick auf Missionsgeschichte

Für einen ehrlichen Blick auf die dunklen Flecken in der eigenen Missions-Geschichte wirbt der aus Bayern stammende Missionswissenschaftler Moritz Fischer. Zusammen mit Giovanni Maltese, Professor für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie an der Uni Erlangen, und 15 Forschenden aus aller Welt arbeite er an einer „kritischen Analyse der Geschichtsschreibung der christlichen Mission im 19. und 20. Jahrhundert, ihren Konzepten, Methoden und Politiken“, sagte Fischer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei stehe die ernsthafte Einbindung und gleichwertige Rezeption nicht-weißer und nicht-kolonialer Perspektiven im Zentrum. Fischer lehrt als Theologie-Professor an der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie im niedersächsischen Hermannsburg.

Diese Perspektiven verknüpfen ökologische Krisen wie Klimawandel und Artensterben mit „kolonialen Kontinuitäten“ und ungleichen globalen Besitzverhältnissen. Mit Blick auf diese ökologische Krise sei es unübersehbar, dass die Verantwortung dafür und die Verwundbarkeit dadurch extrem ungleich verteilt sind, sagte Fischer. Vor allem Gesellschaften des Globalen Südens trügen heute die Hauptlast dieser Entwicklungen, obwohl sie historisch nur in geringem Maß zu ihr beigetragen haben. Die Missionsgeschichtsschreibung, die die Verflechtungen von Religion, Kolonialismus, Wissensmacht und ökologischer Zerstörung analysiert, habe „eine hohe Relevanz“.

Das Thema sei durchaus heikel, erläuterte Fischer. Denn: Zum einen müssten sich die Missionsinstitute hinterfragen, inwiefern sie in Ländern des Globalen Südens als Teil der unterdrückenden Kolonialmächte wahrgenommen wurden. Zum anderen müssten sich heutige Kirchen des Globalen Südens fragen, inwieweit sie bereit sind, ihre Geschichte als Unterdrückte aufzuarbeiten und mit heutigen Partnerkirchen in den Konflikt zu gehen: „Da spielen bis heute finanzielle Abhängigkeiten eine Rolle“, erläuterte Fischer. Er ermutigte „jede Landeskirche, jedes Missionsinstitut“ im Sinne einer historischen Transparenz „die bisherige Sicht auf die eigene Geschichte mal richtig ‘gegen den Strich’ zu bürsten“.

Inhaltlich und institutionell verankert ist das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Projekt am Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl von Giovanni Maltese. (1213/09.04.2025)