Hamburg. Dietlind Jochims, Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, hat erneut gegen Sammelabschiebungen nach Afghanistan protestiert. "Die Sicherheitslage im gesamten Land lässt keine Abschiebungen nach Afghanistan zu", sagte die Hamburger Pastorin am Montag. Diese Einschätzung habe auch das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) in einer aktuellen Studie bestätigt. Angesichts solcher Erkenntnisse weiter an Rückführungen festzuhalten, sei unverantwortlich.
Jochims forderte den rot-grünen Senat in Hamburg dazu auf, für die vielen gut integrierten Afghanen in der Stadt verbindliche Bleiberechtsregelungen zu schaffen. Dies betreffe auch die Personen, die bis 2016 Aufenthaltstitel über die damalige "Senatorenregelung" erhielten, die später abgeschafft wurde. "Es ist absurd und kontraproduktiv, dass Menschen, die von einem Erfolgsmodell der Integration profitiert haben, zurückfallen in den prekären und unsicheren Status der Duldung", sagte die Theologin.
Gemeinsames Statement der beiden großen Kirchen
Auch die beiden großen Kirchen haben Sammelabschiebungen nach Afghanistan kritisiert. "Kein Mensch darf in eine Region zurückgeschickt werden, in der sein Leben durch Krieg und Gewalt bedroht ist", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz vom Dienstag.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren zuvor 25 afghanische Männer in ihre Heimat zurückgeflogen worden. Drei von ihnen stammen nach Angaben der Innenbehörde aus Hamburg. Es war die zweite Sammelabschiebung von abgelehnten afghanischen Asylbewerbern von Frankfurt. Mit rund 12.000 Afghanen hat Hamburg die größte afghanische Community in Deutschland.