Der Angriff auf Lahav Shapira löste großes Entsetzen aus. Wegen dieser Prominenz erwartet der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus eine Wirkung darüber hinaus – auch für Prozesse zu anderen Attacken.
Der Prozess um den Angriff auf den jüdischen Studenten Lahav Shapira in Berlin kann weit über den Fall hinaus Wirkung entfalten – das sagte der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Grund sei die Prominenz des Vorgangs und auch von Shapira selbst. Er ist der Bruder des Künstlers Shahak Shapira. Zudem werde der Fall auch in Israel aufmerksam verfolgt. Die von dem laufenden Prozess ausgehende “generalpräventive Wirkung” könne sehr groß sein.
Die Hauptverhandlung gegen den Beschuldigten hatte vergangene Woche begonnen. Sie wird an diesem Donnerstag fortgesetzt, an dem Tag wird auch das Urteil erwartet. Shapira war vor gut einem Jahr mutmaßlich von einem ehemaligen Kommilitonen außerhalb des Geländes der Freien Universität Berlin auf der Straße tätlich angegriffen und verletzt worden. Nach Einschätzung der Generalstaatsanwaltschaft liegt eine antisemitisch motivierte Tat vor.
Aus Sicht des studierten Rechtswissenschaftlers Klein ist der Angriff selbst unstrittig. “Der Prozess dreht sich um die Frage, ob ein antisemitisches Motiv vorliegt. Wir haben viel zu wenig Rechtsprechung in Bezug auf antisemitischen Vorsatz”, sagte Klein, der im Gericht den ersten Prozesstag verfolgt hatte. Er hoffe auf ein Urteil, das zu dieser Frage Stellung nehme und weit über den konkreten Fall hinaus handlungsleitend wirken könne.
Das Gericht werde eine “gute und faire” Entscheidung treffen, zeigte sich Klein überzeugt. “Mein Eindruck vom ersten Prozesstag ist, dass das Gericht das Verfahren sehr ernst und fair führt. Dem Gericht ist die Tragweite des Falles bewusst.”