Artikel teilen:

Fastenreihe: Meditativ und verwurzelnd im Klostergarten

„Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“ heißt die Fastenaktion der evangelischen Kirche. Im Pilgerkloster Tempzin in Mecklenburg legt eine Gruppe einen Klostergarten mit Kräuter- und Gemüsebeeten an.

Anja Goritzka

„Schaut, was braucht ihr heute, und schaut auf Achtsamkeit im Miteinander. Jede und jeder von uns will gestärkt hier wieder aus dem Wochenende rausgehen. Sorgt gut für euch und sorgt gut dafür, dass es den anderen gut geht“, sagt die Leiterin des Pilgerklosters Tempzin in Mecklenburg, Maria Lachmann. Insgesamt acht Männer und Frauen sind an diesem Wochenende zusammengekommen, um den Klostergarten zu bestellen. Es sollen Beete gesetzt und Kräuter gepflanzt werden.

Unterstützt werden sie dabei von Christiane Finke. Die frühere Gärtnerin und jetzige Diakonin lebt im Ort und ist in der Suchthilfe tätig. „Tempzin ist mir wichtig. Hier kann ich das Diakonische leben und mich selber immer wieder erden“, erzählt sie.

„Das Kloster ist ein schöner Ort“

Am Freitagabend gab es schon einen Vortrag der Ärztin für Naturheilkunde, Krystin Liebert. Sie sprach anhand von Bildern über die sogenannten Marienkräuter. „Ich wohne nur 15 Minuten weg von Tempzin. Ich finde, das Kloster ist so ein schöner Ort. Deshalb ist es wichtig, dass hier ein Kräutergarten entsteht. Gleichzeitig wollte ich mich verwurzeln in der Gegend und ein Ehrenamt ausführen“, sagt sie. Im Klostergarten soll ein Beet mit Marienkräutern entstehen. Ein Ruhepol.

Maria Lachmann (re.) bespricht letzte Einzelheiten mit den Ehrenamtlichen, die den Klostergarten in Tempzin aufbauen.
Maria Lachmann (re.) bespricht letzte Einzelheiten mit den Ehrenamtlichen, die den Klostergarten in Tempzin aufbauen.Anja Goritzka

Ruhe und Erdung sind Liebert wichtig. „Für mich ist es sehr meditativ und auch wirklich verwurzelnd. Ich befasse mich vorher immer mit einem Thema zu Kräutern oder wie der Kräutergarten vielleicht aussehen könnte.“ Dadurch komme sie dem noch mal näher. „Und ich bin erstaunt über das Interesse der anderen für Kräuterheilkunde und diese Pflanzen. Wir sind da im guten Austausch, und gleichzeitig hat jeder die Möglichkeit, auch für sich und bei sich zu bleiben“, sagt sie.

Besonderes Interesse für den Kräutergarten

Auch Johanna Borg aus Hamburg ist bei der Gartengruppe mit dabei und interessiert sich besonders für den Kräutergarten: „Ich war im letzten Jahr in Hessen in einem Heilkräutergarten, auf Schloss Hirschgarten. Da habe ich freiwillig vier Wochen mitgearbeitet. Die Menschen dort beschäftigen sich mit Heilkräutern und produzieren Tees, Salze und Tinkturen. Es hat mir so großen Spaß gemacht, und die Ergebnisse waren verblüffend.“ In ihr entstand die Idee, dass das auch im Klostergarten von Tempzin möglich sein könnte. Denn gerade dort gebe es einen guten Bezug zu Heilkräutern.

Das Kloster wurde 1222 von den Antonitern gegründet. Die Gemeinschaft kümmerte sich vor allem um die Behandlung Kranker, die am „Antoniusfeuer“ litten, einer Vergiftung durch den Mutterkornpilz. Es gab eine Quelle, die als heilig galt, zu der viele Pilger Wallfahrten unternommen haben.

Es bilden sich Gemeinschaften auf Zeit

Heute wird das Kloster Tempzin vom ökumenischen Verein „Pilgerkloster Tempzin“ unterhalten, der sich 1994 gegründet hat. Die Anlage wurde saniert. Derzeit leben keine Schwestern und Brüder im Kloster, aber es bilden sich immer wieder Gemeinschaften auf Zeit.

So auch an diesem Wochenende. „Es geht um Begegnung mit sich selbst, mit anderen und anderem. Denn es sind nicht nur die Menschen, sondern das sind auch die Tiere, die wir haben“, erklärt Maria Lachmann. Es gehe darum, Kulturland und Naturland gleichermaßen zu erfahren. „Und darüber hinaus auch in Beziehung mit Gott gehen zu können.“ Für sie gibt es in Tempzin viel, was zur Ruhe kommen lässt: das Gelände, die immer offene Kirche und eben der Klostergarten. „Es gibt Menschen, die, indem sie in der Erde graben, wirklich merken, ich erde mich, ich komme in Beziehung zu mir“, sagt die Klosterleiterin mit Überzeugung. Informationen gibt es unter www.pilgerklostertempzin.de