Psychische Erkrankungen waren 2023 der häufigste Grund für Frühverrentungen. Fast jeder dritte Mensch leide einmal im Leben an einer seelischen Erkrankung, teilte die Diakonie Baden am Montag in Karlsruhe mit. Trotzdem erlebten Betroffene häufig, dass sie ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Dies führe dazu, dass sie über ihre Probleme nicht sprechen. Psychische Erkrankungen sollten frühzeitig erkannt und offen thematisiert werden.
Dafür wirbt die Diakonie Baden im Rahmen der bundesweiten „Aktionswoche der Seelischen Gesundheit“ vom 10. bis 20. Oktober. Zwar sei „Mental Health“ in aller Munde. Blogs, Social-Media-Kanäle und Ratgeber in Buchform widmeten sich dem Thema, doch oft gehe es nur oberflächlich um psychische Probleme. Im Vordergrund stünden meist Menschen, die scheinbar mit Leichtigkeit eine Depression bewältigt oder einen Burnout verhindert haben. Ernsthaft Erkrankte würden ignoriert oder gar stigmatisiert.
Seelische Leiden und deren Folgen beträfen alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen. Die Beratungsstellen der Diakonie seien an ihrer Kapazitätsgrenze, immer mehr Beratungssuchende stünden immer weniger Mitarbeitenden gegenüber, hieß es in der Mitteilung weiter. Seit 2020 seien die Beiträge vom Land und vielen Kommunen für die insgesamt 69 Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg nicht mehr erhöht worden.
Bei den Beratungsdiensten würden sich vermehrt junge, psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen melden. Fast ein Fünftel der Krankenhauspatienten zwischen 10 und 17 Jahren wurde zuletzt aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen stationär behandelt. Dies sei die zweithäufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen. (2252/07.10.2024)