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Fast jede Fraktion hat ihren Müller oder Schmidt

Die Zahl der Müllers im Bundestag hat sich mit der Wahl zwar halbiert – sechs Abgeordnete haben diesen typisch deutschen Nachnamen -, er ist aber nach wie vor deutlich häufiger als Akbulut, Güler oder Tesfaiesus im Parlament vertreten. Noch häufiger ist im aktuellen Parlament der Name Schmidt zu finden – ganze acht Mal neben zusätzlich zwei SPD-Parlamentariern mit Nachnamen Schmid. Fast jede Fraktion mit Ausnahme der Linken hat damit einen Müller oder Schmidt in ihren Reihen. Wie sieht es aber mit der Repräsentanz der in den vergangenen Jahren vielfältig gewordenen Gesellschaft im aktuellen Bundestag aus?

ABGEORDNETE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND

Nach einer Zählung des Mediendienstes Integration haben im neuen Bundestag 73 Abgeordnete einen Migrationshintergrund. Das entspricht einem Anteil von 11,6 Prozent. Der Anteil stagniert damit, nachdem er über mehrere Wahlperioden hinweg gestiegen war. 2021 lag er bei 11,3 Prozent, 2013 hatten knapp sechs Prozent der Abgeordneten einen Migrationshintergrund. Den höchsten Anteil an Zuwanderern oder Zuwandererkindern in den eigenen Reihen haben die Grünen (20 Prozent). Bei der Linken sind es 18,8 Prozent, bei der SPD 17,5 Prozent. In der Unions- und der AfD-Fraktion bewegt sich der Anteil im einstelligen Bereich mit 6,3 und 5,9 Prozent. Die meisten der Abgeordneten haben einen Bezug zu einem EU-Land, gefolgt von Abgeordneten mit einem Bezug zur Türkei.

FRAUENANTEIL

Der Anteil von Frauen ist im neu zusammengesetzten Parlament wieder auf unter ein Drittel gesunken (32,4 Prozent laut vorläufiger Sitzverteilung). Nach der Wahl 2021 hatte er bei 34,8 Prozent gelegen, davor bei 31 Prozent. Die meisten Frauen finden sich in den Fraktionen der Grünen und der Linken. Dort sind jeweils mehr als die Hälfte der Abgeordneten weiblich. Mit Nyke Slawik von den Grünen sitzt die einzige Transfrau im Bundestag. Bei der AfD sind nur 11,8 Prozent Frauen.

BERUFLICHER HINTERGRUND

Die meisten Parlamentarierinnen und Parlamentarier sind laut einer Auswertung der Sitzverteilung von „Zeit Online“ Juristinnen und Juristen. Bei der Union liegt diese Berufsgruppe mit 69 Abgeordneten bei 33 Prozent. 24 sind es in der AfD, 19 in der SPD, neun bei den Grünen und drei in der Linksfraktion. Auch Geisteswissenschaftlerinnen und – wissenschaftler, insbesondere der Politikwissenschaft und der Soziologie, sind im neuen Bundestag zahlreich vertreten: 23 in der SPD, 20 bei den Grünen, 15 bei der Union, acht bei den Linken und zwei in der AfD.

Besonders auffällig ist der hohe Anteil an Soldaten und Polizeibeamten in der AfD-Fraktion: 13 der Abgeordneten stammen aus diesen Berufen, darunter sieben Soldaten und sechs Polizisten. Handwerkerinnen und Handwerker sowie Landwirtinnen und Landwirte sind im Bundestag nur spärlich vertreten: 7 sind es bei der AfD, 5 bei der Union, 3 bei den Linken. Bei der SPD sind es 5, darunter eine Winzerin und eine Goldschmiedin. Auch Abgeordnete aus der Kranken- und Altenpflege gibt nur 7 im Bundestag, die meisten bei der Union (3) und der Linken (3). Bei den Grünen gibt es hingegen die meisten Ärztinnen und Ärzte (6).

ALTERSTRUKTUR

Laut Bundestagsverwaltung ist das Durchschnittsalter der neu gewählten Abgeordneten mit 47,1 Jahren im Schnitt etwas niedriger als nach der vorherigen Wahl (47,3 Jahre). Bei den weiblichen Abgeordneten liegt das Durchschnittsalter bei 44,8 Jahren, bei den männlichen bei 48,2 Jahren. Die jüngste Fraktion ist die Linksfraktion (42,2 Jahre), die älteste die AfD-Fraktion (50,7 Jahre).

32 der neu gewählten Abgeordneten sind jünger als 30 Jahre, während 8 Abgeordnete 70 Jahre alt oder älter sind. Der jüngste Abgeordnete ist mit 23 Jahren Luke Hoß von der Linkspartei. Dienstältester Abgeordneter ist der 77-jährige Gregor Gysi von der Linksfraktion, an Lebensjahren ältester Abgeordneter mit 84 Jahren Alexander Gauland von der AfD.