Hochwasser, Sturmschäden, Waldbrände: Der Bevölkerungsschutz in Deutschland ist zunehmend gefordert. Das ehrenamtliche Engagement ist groß. Doch Experten fordern mehr Unterstützung.
1,76 Millionen Ehrenamtliche ab 18 Jahren engagieren sich in Deutschland im Zivil- und Katastrophenschutz. Das zeigt eine am Dienstag in Bonn veröffentlichte Studie im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Damit engagierten sich insgesamt rund drei Prozent der deutschen Bevölkerung für DLRG, Feuerwehren, Malteser und Co. Die Engagementquote sei seit 1999 konstant, teilte das Bundesamt mit.
Wie die Studie weiter betont, gab es 2022 in Deutschland 21.214 Vereine, die im Bevölkerungsschutz tätig sind – das entspricht rund 3,5 Prozent aller zivilgesellschaftlichen Organisationen. Darunter befinden sich allerdings auch zahlreiche Fördervereine, die nicht direkt operativ tätig sind.
Der Bevölkerungsschutz in Deutschland basiert auf zwei zentralen Säulen: dem Zivilschutz und dem Katastrophenschutz. Während der Zivilschutz in die Zuständigkeit des Bundes fällt und Organisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) umfasst, liegt der Katastrophenschutz im Kompetenzbereich der Länder, die Aufgaben wie den Brandschutz auf die kommunale Ebene übertragen. Ergänzt werden diese staatlichen Strukturen durch die fünf anerkannten Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD). Ihnen allen gemein ist die hohe Abhängigkeit von Ehrenamtlichen: So wird die Feuerwehr zu 94 Prozent von Freiwilligen getragen, das THW besteht zu 98 Prozent aus freiwilligen Einsatzkräften.
Im Vergleich zu anderen Feldern des freiwilligen Engagements sind die Engagierten im Bevölkerungsschutz überdurchschnittlich jung: 33 Prozent gehören der Altersgruppe 14 bis 29 Jahre an, nur 5 Prozent sind über 65 Jahre alt. Trotz eines moderaten Anstiegs des Frauenanteils bleibt das Feld mit 80 Prozent stark männlich geprägt. Die kulturelle Diversität ist ebenfalls schwach ausgeprägt: 97 Prozent der Engagierten besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die Studie macht zugleich deutlich, dass in den Hilfsorganisationen weiterhin großer Personalbedarf besteht. Nur knapp ein Drittel aller befragten Organisationen gibt an, ausreichend Mitglieder zu haben, um gestiegene Anforderungen zu bewältigen. Ein Grund für den Mehrbedarf ist der Klimawandel: Extremwettereignisse wie Stürme, Starkregen oder Dürreperioden erforderten, dass ehrenamtliche Einsatzkräfte immer häufiger ausrücken und immer längere Einsätze bestreiten müssten.
Bundesamt-Präsident Ralph Tiesler erklärte, Deutschland könne zurecht stolz sein auf sein ehrenamtlich getragenes Hilfeleistungssystem. Er forderte zugleich bessere Rahmenbedingungen: Dazu gehörten auch eine Kultur der Wertschätzung, mehr Engagement für die Nachwuchsgewinnung und moderne Beteiligungsmöglichkeiten für Menschen ohne feste Zugehörigkeit zu einer Einsatzorganisation.
Studienleiter Peter Schubert erklärte, die Bereitschaft zum freiwilligen Engagement im Bevölkerungsschutz sei nach wie vor hoch. Dennoch brauche es weitere Fördermaßnahmen wie eine bessere Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf, den Abbau von Bürokratie oder die Öffnung für bislang unterrepräsentierte Gruppen, insbesondere Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte.