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Fachstelle: Jugendschutz im Internet bleibt ungenügend

Der Jahresbericht von Jugendschutz.net verzeichnet einen weiteren Anstieg von Verstößen gegen Jugendschutzauflagen. Dabei macht sexualisierte Gewalt den größten Anteil aus, Schwachstelle bleibt die Altersprüfung.

Der Jugendschutz im Internet ist weiterhin unzureichend. Zu diesem Ergebnis kommt der am Mittwoch in Berlin präsentierte Jahresbericht der Fachstelle von Bund und Ländern Jugendschutz.net. Danach wurden 2023 wurden 7.645 Verstoßfälle bearbeitet, was gegenüber dem Vorjahr (7.343 Fälle) eine weitere Steigerung bedeutet. Dabei mache sexualisierte Gewalt weiterhin mit zwei Dritteln den größten Anteil aus.

Beim Gros der Verstöße handele es sich um Inhalte, deren Verbreitung “absolut unzulässig” sei, heißt es im Jahresbericht. Diese Angebote dürften daher auch nicht Erwachsenen zugänglich gemacht werden. Dabei handelte es sich vor allem um Straftatbestände wie die Verbreitung von Kinderpornografie (73 Prozent), Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (9 Prozent) und Jugendpornografie (5 Prozent), so der Bericht.

Jugendschutz.net prüft Angebote im Netz, die bei Recherchen entdeckt oder über Online-Beschwerdestellen, Behörden und Partnerorganisationen gemeldet werden. Rechtsgrundlage der gemeinnützigen GmbH ist der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, sie wird von den Obersten Jugendbehörden der Länder, den Landesmedienanstalten und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemeinsam getragen und finanziert.

Es zeige sich zudem, “dass Anbieter die Jüngsten bei der Nutzung ihrer Angebote weiterhin nicht effektiv vor der Konfrontation mit gefährdenden Inhalten und Übergriffen schützen”, so der der Leiter der Fachstelle, Stefan Glaser. Meldesysteme versagten und führten nicht oder nicht schnell genug zur Löschung von Verstößen. “Das ist angesichts der potenziellen Gefährdungen, die in beliebten Diensten bestehen, unbegreiflich”, so Glaser weiter.

Zentrale Schwachstelle in den vorgeschriebenen Schutzkonzepten der Anbieter bleibe die zuverlässige Altersprüfung von Nutzerinnen und Nutzern. Zwar legten fast alle von Jugendschutz.net beobachteten Plattformen ein Mindestalter fest und böten altersdifferenzierte Zugänge an. Eine entsprechende Kontrolle finde aber nur unzureichend und in vielen Fällen gar nicht statt.

Der Bericht kritisiert auch den Umgang vieler Plattformen mit gemeldeten Verstößen. So liege die Löschquote von durch Nutzer gemeldeten unzulässigen Inhalten bei den großen Plattformen wie YouTube, TikTok, Instagram und Facebook deutlich unter 40 Prozent. Instagram reagiere in immerhin 35 Prozent der Fälle, YouTube dagegen nur bei jedem zehnten. Erst nach “offiziellem Kontakt” durch Jugendschutzbehörden oder andere staatliche Stellen stiegen diese Werte auf 95 bis 98 Prozent an. Schlusslicht ist hier TikTok, wo laut Bericht selbst nach offiziellem Kontakt nur 88 Prozent der unzulässigen Inhalte auch wirklich gelöscht wurden, so der Bericht.