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Expertin: Nahost-Konflikt wird verkürzt dargestellt auf TikTok

Jugendliche nutzen TikTok häufig als Informationsquelle. Die Social-Media-Expertin Hanna Klimpe beklagt dort einen massiven Antisemitismus vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts.

Auf Social Media kursieren massenhaft grausame Bilder und Videos aus dem Krieg. Das kann vor allem für Kinder und Jugendliche gefährlich sein, vor allem wenn die Beiträge aus dem Kontext gerissen sind
Auf Social Media kursieren massenhaft grausame Bilder und Videos aus dem Krieg. Das kann vor allem für Kinder und Jugendliche gefährlich sein, vor allem wenn die Beiträge aus dem Kontext gerissen sindSitthiphong / Fotolia

Die Social-Media-Expertin Hanna Klimpe beklagt einen massiven Antisemitismus auf der Videoplattform TikTok vor dem Hintergrund des aktuellen Nahost-Konflikts. „Es gibt Accounts, die systematische Hamas-Propaganda verbreiten“, sagte die Wissenschaftlerin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). TikTok gilt für die Altersgruppe der 12- bis 25-Jährigen als Hauptnachrichten- und Informationsquelle. Es gehört dem chinesischen Konzern Bytedance.

Eine Kriegsstrategie der Hamas sei ein Krieg der Bilder, sagte Klimpe. Die Hamas habe es über Jahre geschafft, das Narrativ zu schaffen, sie und die Palästinenser seien die Opfer und die Israelis und Juden die Täter. „Dabei ist das Leid in Gaza, das durch die israelischen Luftangriffe verursacht wird, ohne den Kontext des beispiellosen Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober nicht zu verstehen.“ Diese Zweiteilung, die oftmals angeheizt werde durch die emotionale Bildsprache von den kurzen Videos auf TikTok führe zu einer fatalen Verkürzung.

TiKTok sei bekannt für antisemitische Desinformationsnarrative

„Der Nahostkonflikt ist in seiner Komplexität auf Plattformen wie TikTok nicht zu erfassen und bleibt unterbelichtet“, sagte Klimpe. TiKTok sei bekannt für antisemitische Desinformationsnarrative – gerade unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Solidarität mit Palästina – die jetzt noch einmal ein ganz anderes Level erreicht hätten. „Das sind zunehmend weniger Falschmeldungen, sondern es ist eher das Weglassen von Informationen, die wichtig wären, um den ganzen Sachverhalt zu verstehen.“

 

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TikTok werde zudem vornehmlich von einer Generation junger Menschen genutzt, die keine lebenden Angehörigen mehr hat, die in den Nationalsozialismus involviert gewesen war. „Da wächst eine Generation heran, die sich davon gelöst hat, dass der Holocaust mit der aktuellen Gesellschaft zu tun hat“, kritisierte Klimpe. Mangelnde Geschichtskenntnis und Einsicht darüber, dass der Staat Israel als Heimstätte für verfolgte Juden aus aller Welt gegründet wurde, führten zu einer Anfälligkeit für antisemitische Bildsprache, einer Solidarität mit der Hamas und einer Ablehnung von Israel.

Desinformationskampagnen bereits im Ukraine-Krieg

TikTok sei schon seit Jahren und besonders bekannt für Desinformationskampagnen, sagte Klimpe. Bereits im Ukraine-Krieg seien viele Sequenzen aus Videospielen im Umlauf gewesen, die vorgaben, Live-Berichte zu sein und so in der Form nicht existiert hätten. Diese Täuschungen seien auch deswegen möglich gewesen, weil Menschen im Westen Europas wenig Kenntnis über Bilder aus und über die Ukraine hätten.

Dieselbe Situation liege nun vor bei Bildern aus dem Gaza-Streifen, wo der Zugang zu Informationen beschränkt sei. Durch eine stereotype Wahrnehmung des Nahen Ostens würden Bilder zum Beispiel aus dem Libanon gelesen werden können als Bilder aus Gaza. „Wenn es aber mehr authentische Bilder aus Gaza gibt, die durch seriöse Medien verbreitet werden, lassen sich Fakes von echten Bildern besser unterscheiden.“