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Expertenteam schlägt persönliche Budgets in der Pflege vor

Das Pflegesystem in Deutschland fährt ohne grundlegende Reformen an die Wand, warnen Experten. Pflegeheimplätze werden für viele Pflegebedürftige nahezu unerschwinglich. Eine Arbeitsgruppe von Fachleuten aus der Sozialwirtschaft hat nun einen Vorschlag vorgelegt, der eine Umkehr des bisherigen Systems vorsieht. Das Papier stellte am Donnerstag die Rummelsberger Diakonie vor, deren Vorstandsmitglied, Diplomkaufmann Karl Schulz, Mitglied dieser Arbeitsgruppe war.

Es würde die Menschen vor Armut im Alter schützen, wenn ihre Selbstbeteiligung in der Pflege gedeckelt wäre, stellte Schulz fest. Bewohnerinnen und Bewohner in einem Altenheim sollten nur noch einen Sockelbetrag zahlen. Die Kosten der Unterkunft sollten von der Pflege getrennt werden, sieht das Papier der Arbeitsgruppe vor. Weitere notwendige Beträge für Pflege und Behandlung würden von den Sozialkassen getragen. Pflegebedürftige sollten ein persönliches Budget zur Verfügung haben, mit dem die Unterstützungsleistungen selbstbestimmt gebucht werden können. Dieses Prinzip habe sich in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung bewährt, so die Fachleute.

Ihrem Pflegegrad entsprechend sollen etwa Senioren in Pflegeheimen ein Stundenkontingent erhalten, das den bisherigen Tagessatz für die Pflege ersetze. Die stationäre Pflege könne dann dieses Budget wie in einer Pflegewohngemeinschaft zusammenlegen. Das schiebe dem einen Riegel vor, dass Mitarbeitende in der Pflege „über teils unsinnige Vorgaben“ daran gehindert würden, „Menschen die Zuwendung zukommen zu lassen, die sie verdienen“.

Pflegeheimbewohner sollen auch Leistungen von Pflegediensten außerhalb des Seniorenheims buchen können. „Nicht mehr der Wohnort entscheidet über den Leistungsumfang, sondern der Unterstützungsbedarf“, schreiben die Experten. Die Arbeitsgruppe betont, dass sie ausdrücklich „kein Einsparmodell“ schaffen wollte, sondern einen Vorschlag, der die Pflegebedürftigen als „Auftraggeber“ in den Mittelpunkt stelle. Schulz sagte: „Die Akteure der Politik, die Kostenträger und die Sozialwirtschaft gehören an einen Tisch, bis es einen New Deal gibt“. (00/3229/05.10.2023)