Kühlwesten für Pfleger, Lüftungspläne, Heat Maps: Fast 100 Verbände sehen noch großen Nachholbedarf in Deutschland für die Vorbereitung auf den Hitzesommer. Sie warnen, jetzt nicht am falschen Ende zu sparen.
Knapp 100 Verbände sehen Deutschland unzureichend auf die erwartete Zunahme an Hitzetagen vorbereitet. Es brauche noch mehr Aufklärung über die Gefahren von Hitze sowie mehr Investitionen in die Infrastruktur, sagte der Vorsitzende der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, Martin Hermann, am Dienstag in Berlin. Zwar sei es im ersten Schritt teurer, neue Gebäude direkt hitzeresistenter zu bauen. Langfristig sei das jedoch günstiger, als fertiggestellte Häuser Jahre später entsprechend umzurüsten, wenn es in Deutschland noch heißer geworden sein wird.
Wissen über den richtigen Umgang mit hohen Temperaturen muss Hermann zufolge in Deutschland so selbstverständlich vermittelt werden wie Verkehrsregeln. Die Sensibilisierung koste zwar Millionen, der Umbau der Infrastruktur Milliarden. Die Maßnahmen seien aber zwingend notwendig, argumentierte Hermann.
Um Pflegepersonal besser vor den Folgen zunehmender Hitze zu schützen, will die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Henriette Neumeyer, mehr Geld in den Umbau von Krankenhäusern investieren. Diese müssten entsprechend mit Technik ausgestattet werden, die Pfleger in den besonderen Anforderungen ihrer körperlich anspruchsvollen Arbeit schützt. Praktisch zähle hierzu etwa die Erarbeitung von sogenannten Heat Maps und Lüftungsplänen sowie die Vergabe von Kühlungswesten.
Hermann beobachtet indes schon jetzt Folgen von zunehmender Hitze im Kontakt mit Patienten. Immer häufiger gebe es junge Fußballer, die nach einem Spiel wegen der Folgen von Überhitzung in die Arztpraxis kommen. Er appellierte deshalb an Sportvereine, Spielpläne an Temperaturen anzupassen. Diese Herausforderung sieht er indes auch für andere Berufsgruppen, die in ihrer Arbeitszeit viel Zeit in der Sonne verbringen müssen.
Den Aufruf zum Hitzeaktionstag am Mittwoch haben den Angaben zufolge inzwischen 93 Institutionen und Verbände unterzeichnet, darunter Sozialverbände wie Caritas und Diakonie, Fachverbände wie die Bundesärztekammer und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen sowie Pflegeverbände und einzelne Kliniken.