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Experte: Solidarität mit Juden nach Terror erschreckend gering

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel fehlt es aus Expertensicht an Solidarität mit Jüdinnen und Juden. Diese sei erschreckend gering, erklärte am Dienstag Nikolas Lelle, Projektleiter der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu-Antonio-Stiftung, in Berlin. “Statt einer Welle der Solidarität erfahren Jüdinnen und Juden eine Welle des Hasses.” Das passiere nicht nur auf den Straßen in Deutschland, sondern weltweit.

Kurz vor dem Gedenken an den 85. Jahrestag der NS-Novemberpogrome von 1938 an diesem Donnerstag betonte Lelle, dass diese Entwicklung auch Auswirkungen auf Holocaust-Überlebende und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus habe. Immer wieder hatten in den vergangenen Wochen Überlebende davon berichtet, dass in diesen Tagen Traumata angesichts der Brutalität der Terrorangriffe der Hamas und dem Verschleppen von Menschen wach würden.

Lelle erinnerte daran, dass in jüngster Zeit Gedenkorte mit israelfeindlichen Schmierereien und Stickern beschädigt würden. “Das zeigt: Jede Art von Antisemitismus in diesem Land bringt auch einen Ruf nach einem Schlussstrich mit sich.” Lelle äußerte sich anlässlich der Vorstellung des Zivilgesellschaftlichen Lagebilds Antisemitismus der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin.

Bereits am Montag hatte die “Rheinische Post” (Montag) berichtet, es zeichne sich ab, dass antisemitische Straftaten in Deutschland im laufenden Jahr deutlich zugenommen hätten. Aus einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion im Bundestag geht demnach hervor, dass im dritten Quartal 2023 bisher 540 antisemitisch motivierte Straftaten polizeilich erfasst worden seien – und damit deutlich mehr als in früheren Quartalen.

Im ersten Quartal 2023 seien es 379 gewesen, im zweiten Quartal 446 und im dritten Quartal des vergangenen Jahres 306. Dabei handele es sich jeweils um vom Bundeskriminalamt vorläufig erfasste Zahlen ohne Nachmeldungen. Die endgültigen Zahlen der Straftaten liegen dem Bericht zufolge teilweise deutlich über den Erstmeldungen.