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Experte: Religion sollte in Außenpolitik stärkere Rolle spielen

In vielen Ländern dieser Welt sind Glaube und Religionsgemeinschaften sehr wichtig. Dies habe Deutschland schon einmal besser beherzigt als unter der aktuellen Bundesregierung, kritisiert ein Experte bei einer Anhörung.

In einer Anhörung im Bundestag ist Kritik am Umgang mit dem Thema Religion in der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik geäußert worden. In der Außenpolitik werde Religion eher unter ferner liefen abgehandelt, sagte der Experte der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung für internationalen Religionsdialog, Richard Ottinger, am Mittwoch vor dem Menschenrechtsausschuss des Bundestags. Dies zeige religiöse Unkenntnis und signalisiere Partnerländern, dass man von ihrer Lebenswelt und ihrem Menschenbild keine Ahnung habe. In der Außenwahrnehmung wirke die Nichtbeachtung von Religion auch ideologisch.

Die Bundesregierung enge damit ihre Handlungsspielräume ein. Zudem widerspreche es dem Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP, in dem festgehalten worden sei, dass man Religion in der Außenpolitik stärken wolle. Ottinger plädierte dafür, das Säkulare nicht zur Norm zu erheben.

Weder in Strategiepapieren zur feministischen Außenpolitik und zur feministischen Entwicklungsstrategie noch in der Afrikastrategie kämen religiöse Frauen vor, kritisierte der Experte. In früheren Bundesregierungen sei dies anders gewesen. So habe der frühere Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) etwa ein Strategiepapier zu Religion als Partner in der Entwicklungszusammenarbeit vorgelegt und Frank-Walter Steinmeier (SPD) als damaliger Außenminister ein Referat “Religion und Außenpolitik” eingerichtet. Deutschland habe schon einmal eine Führungsrolle im Kampf für Menschenrechte im Kontext von Religion gehabt, so Ottinger.