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Experte: Debatte um Pavian-Tötung in Nürnberg zeigt Doppelmoral

Nach der Ankündigung des Tiergartens Nürnberg, einige seiner Paviane töten zu lassen, ist Empörung ausgebrochen. Doch der Theologe Michael Rosenberger warnt vor Doppelmoral.

Solche Guinea-Paviane sollen in Nürnberg getötet werden
Solche Guinea-Paviane sollen in Nürnberg getötet werdenImago / Avalon.red

Die Debatte um die Tötung von Pavianen im Nürnberger Tiergarten kann nach Ansicht des Linzer Theologen Michael Rosenberger dazu anregen, grundsätzlich über den Umgang mit Tieren in der Gesellschaft nachzudenken. “Es gibt keinen guten Grund zu sagen: Der Pavian darf nicht getötet werden, aber das Schwein schon, weil wir es gern essen möchten”, sagte er in einem Interview der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). “Jeder, der sich jetzt empört, sollte sich fragen, wie er es mit seinem eigenen Fleischkonsum hält”, so der Professor für Moraltheologie weiter.

Gehege wird für Paviane zu klein

Der Tiergarten in Nürnberg hatte in der vergangenen Woche angekündigt, seltene Guinea-Paviane zu töten, um die Population zu begrenzen. Das Gehege sei für so viele Tiere nicht ausgelegt, es komme vermehrt zu Konflikten, hieß es. Andere Möglichkeiten seien ausgeschöpft. Die Empörung war groß. Mittlerweile haben sich Einrichtungen gemeldet, die die Tiere vielleicht übernehmen können.

Rosenberger lobte die Entscheidung des Tiergartens, transparent über seine Entscheidung zu informieren. “Ein offener Umgang mit der Problematik wäre auch zukunftsweisend für andere Einrichtungen, die Tiere halten”, sagte er. In der Massentierhaltung würden Tiere oft hermetisch gegenüber der Öffentlichkeit abgeschottet. Erst wenn Tierschützer illegal in solchen Ställen filmten, würden die Zustände offensichtlich. “Letztlich geht es um ein besseres Wohl für die Tiere”, so der Theologe.

Sensibilität für Tierwohl gewachsen

Die Debatte zeige auch, dass die Sensibilität für das Tierwohl in den vergangenen Jahren gewachsen sei. Daraus müssten aber Konsequenzen gezogen werden – auch beim Umgang mit Versuchstieren oder bei der Haltung von Haustieren. “In der Regel wird ein Tier nicht abgegeben, weil die Leute die Kosten für die Haltung nicht mehr aufbringen können, sondern weil sie sich irgendwann nicht mehr um dieses kümmern wollen”, sagte Rosenberger. “Deshalb sollte gut überlegt sein, ob man sich ein Haustier anschafft und welche Verantwortung man dafür hat.” Das gelte gerade angesichts der Tatsache, dass die Tierheime aus allen Nähten platzten.