Bei pro-palästinensischen und israelfeindlichen Demonstrationen hat es im vergangenen Jahr bundesweit mindestens rund 100 Angriffe auf Pressevertreter gegeben. Allein die Hälfte der Angriffe (50) fand nach Zählung der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) bei entsprechenden Aufzügen in Berlin statt. Das sagte der Geschäftsführer der dju Berlin-Brandenburg, Jörg Reichel, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Auf fast jeder Demonstration radikaler lslamisten und linker, militanter Splittergruppen gebe es mittlerweile Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten. „Und wir reden hier nicht von Beleidigungen und Beschimpfungen, sondern von körperlichen Übergriffen und Attacken“, sagte Reichel. Neben Berlin seien München und das Ruhrgebiet die Hotspots der Szene.
Bei den jüngsten Vorfällen am Samstag am Rande von Demonstrationen zum Frauentag in Berlin-Kreuzberg wurden Reichel selbst sowie zwei Vertreter des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) attackiert. Reichel und der JFDA-Videojournalist Yalcin Askin wurden in einem Café von anderen Gästen als Zionisten, Rassisten und Islam-Feinde beschimpft und bedrängt. Askin wurde zudem vor die Brust geschlagen und niedergedrückt. Später wurde sein JFDA-Kollege Levi Salomon, als er eine Rede filmen wollte, bewusst behindert und von einer Frau mit warmen Tee übergossen.
Laut Reichel ist das Phänomen der Gewalt gegen Pressevertreter seit den Corona-Protesten bekannt. Seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der Hamas auf Israel, habe sich diese Entwicklung weiter verstärkt.