Das Erzbistum Köln hat die geplante Umstrukturierung und den Chefredakteurswechsel beim Bistumssender domradio.de gerechtfertigt. Das „anerkannte journalistische Profil“ des domradios bleibe erhalten und solle ausgebaut werden, erklärte die Pressestelle der Erzdiözese am Montag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Der bisherige Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen habe dafür professionelle Standards gesetzt, denen der Sender auch künftig verpflichtet sei. Am Montag hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über einen „Brandbrief“ des Programmbeirats des kircheneigenen Senders an die Landesanstalt für Medien (LfM) berichtet.
Eine inhaltliche Neuausrichtung des domradios sei nicht beabsichtigt, erklärte das Erzbistum. Dies zeige sich auch mit dem Wechsel in der Position des Chefredakteurs von Brüggenjürgen zu Renardo Schlegelmilch. Schlegelmilch sei bereits seit 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für den Sender tätig und habe zuletzt als Sprecher der Redakteursversammlung die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen vertreten.
In dem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über einen kritischen Brief des Programmbeirats von domradio.de an die Landesanstalt für Medien (LfM) wird der Vorsitzende des Beirats, Jürgen Wilhelm, zitiert. Er äußert in dem der Zeitung vorliegenden Schreiben die Befürchtung, die Bistumsleitung strebe eine unkritische Berichterstattung über das Erzbistum, den Erzbischof Rainer Maria Woelki und kirchenpolitische Fragen an. Wilhelm ruft demnach die LfM dazu auf, dass sie als Aufsichtsorgan für den privaten Rundfunk die vom Erzbistum geplante Umstrukturierung von domradio.de „einer kritischen Prüfung“ unterziehen soll.
Zu konkreten Vorwürfen des Programmbeirats äußerte sich das Erzbistum am Montag nicht. Das Gremium des kirchlichen Senders hatte unter anderem kritisiert, nicht in die Neubesetzung der Chefredakteursstelle einbezogen beziehungsweise nicht vorab informiert worden zu sein. Zu dem geplanten Trägerwechsel des Senders vom Bildungswerk der Erzdiözese zu einer gemeinnützigen GmbH hieß es in der Stellungnahme lediglich, mit der Umstrukturierung werde das domradio „für einen dynamischen Wachstumskurs aufgestellt“. Der Programmbeirat hatte laut Zeitung die Befürchtung geäußert, dies werde „die Möglichkeiten der Einflussnahme durch das Erzbistum weiter vergrößern“.
Das domradio.de sendete erstmals zum 750. Jahrestag der Grundsteinlegung des Kölner Doms im August 1998, zunächst zeitlich begrenzt. Im Jahr 2000 ging der Sender dann dauerhaft an den Start. Das domradio versteht sich als multimedialer katholischer Sender, der über christliche, ethische und soziale Themen berichtet. Anfang Juni hatte das Medium mitgeteilt, dass Ingo Brüggenjürgen, Mann der ersten Stunde, als Chefredakteur zum 1. September in den Ruhestand geht. Auf seinen Posten folgt bereits am 1. August der Journalist Renardo Schlegelmilch.