Sie sind fast so berühmt wie der erste RAF-Prozess selbst: Die orangegelben Schalensitze aus dem Gerichtsgebäude in Stammheim. Der spektakuläre Prozess ist nun reif fürs Museum.
Der Baader-Meinhof-Prozess in Stuttgart-Stammheim gegen Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) wird nun in einer Ausstellung nachträglich erlebbar. “Die Besucherinnen und Besucher können auf den orangegelben Schalensitzen aus dem Saal vor dem Original-Richtertisch Platz nehmen und Tonbandaufnahmen vom Prozess hören”, erklärte Rainer Schimpf, Leiter der Ausstellung “Stammheim 1975” am Donnerstag in Stuttgart. Die Präsentation, die bis 14. September in Stuttgart im Haus der Geschichte Baden-Württemberg gezeigt wird, mache “die damaligen Auseinandersetzungen vor Gericht erlebbar”.
Das Strafverfahren zählt zu den spektakulärsten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Verteidiger und Angeklagte nutzten diesen ersten RAF-Prozess, um ihre politischen Vorstellungen zu verbreiten.
Am 21. Mai 1975 begann in einem eigens errichteten, hochgesicherten Gebäude neben dem Gefängnis Stammheim der Prozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe. Die RAF hatte im Mai 1972 Sprengstoffanschläge verübt, bei denen vier Menschen starben und viele verletzt wurden.
Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte die Angeklagten am 28. April 1977 wegen Mordes, versuchten Mordes und Sprengstoffanschlägen zu lebenslangen Freiheitsstrafen. Der Rest ist Geschichte: Die RAF versuchte vergeblich, sie mit Gewalttaten und weiteren Morden freizupressen. Alle Angeklagten nahmen sich im Gefängnis das Leben.
Neben Gerichtsmobiliar sei in der Ausstellung auch eine Monitorwand aus der Überwachungszentrale des Gebäudes zu sehen. “Diese und andere Objekte sicherte das Haus der Geschichte vor dem Abriss des Gerichtsgebäudes in Stuttgart-Stammheim, das offiziell Mehrzweckgebäude hieß”, so das Museum.
Museumsdirektorin Cornelia Hecht-Zeiler sagte, der erste RAF-Prozess vor 50 Jahren sei “ein zentrales und folgenreiches Kapitel der Auseinandersetzung mit dem Terror in Deutschland”. Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag (6. April) gibt es auch eine Gesprächsrunde zu den 2007 wiederentdeckten Stammheim-Tonbändern. Sie werden im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt, das Kooperationspartner für die Ausstellung ist.