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Erste klimaneutrale Kirche in Berlin-Reinickendorf

Der Stolz von Pfarrerin Michaela Markgraf gilt der Dorfkirche Alt-Reinickendorf im Norden von Berlin, die jetzt eine der ersten klimaneutralen Kirchen im Kirchenkreis Reinickendorf ist.

Dorfkirche Alt-Reinickendorf in Berlin
Dorfkirche Alt-Reinickendorf in BerlinIMAGO / Jürgen Ritter

„Wir sind erleichtert und stolz, dass dieses große Projekt nach langer Planung nun endlich verwirklicht werden konnte.“ Das sagt Pfarrerin Michaela Markgraf von der Luther-Kirchengemeinde in Berlin-Alt-Reinickendorf. Am vergangenen Sonntag feierte die Gemeinde dies mit einem nachmittäglichen Festgottesdienst, den Superintendent Thomas Harms, Pfarrer Sven Lambert und Pfarrerin Michaela Markgraf leiteten. Bei dieser Veranstaltung, die kirchenmusikalisch von Kreiskantor Jörg Walter begleitet wurde, hatten (nicht nur) die Reinickendorfer evangelischen Christen Gelegenheit, ihre Dorfkirche mal wieder in Augenschein zu nehmen.

Erdwärme-Wärmepumpen-Heizung für die Kirche

Das kleine Gotteshaus war während der Coronapandemie längere Zeit geschlossen gewesen. In den vergangenen vier Monaten wurde eine Heizungsanlage vor und in dem Kirchengebäude installiert, die als zukunftsfähig und klimaneutral gilt: Eine Erdwärme-Wärmepumpen-Heizung. Dafür seien umfangreiche Vorarbeiten im Kirchenschiff und im Heizungskeller notwendig gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung des Kirchenkreises.

Erdwärmebohrung Beispiel aus dem Jahr 2008
Erdwärmebohrung Beispiel aus dem Jahr 2008IMAGO / Joker

An fünf Bohrstellen sei mit einem Durchmesser von etwa einem Kuchenteller rund 85 Meter tief ins Erdreich, unmittelbar neben dem Kirchgebäude, gebohrt worden. Mit der sogenannten Spülbohrung wurde das Erdreich mit Hilfe von Wasser hochgespült. In der 85-Meter-Tiefe herrscht, auch im kalten Winter, eine konstante Temperatur von 10 bis12 Grad Celsius, die für die Technologie der Wärmepumpen-Heizung eingesetzt wird. Dafür wird die Erdwärme an die Oberfläche gepumpt (wofür Strom notwendig ist), in Gas umgewandelt, das durch Verdichtung auf die Hitzegrade gebracht wird, die für den Heizverbrauch und das warme Wasser angestrebt wird.

Ein altes Gemäuer mit moderner Technologie

So geschieht es auch in und um der Dorfkirche Alt-Reinickendorf, deren Kirchengemeinde sich für diese Art Wärmepumpe entschieden hat. Erklärtes Ziel, so hieß es in einem Planungspapier, sei es: „Die Anlage wird den Kircheninnenraum bei einer Grundtemperatur von 6 bis 8 Grad Celsius halten. Für Nutzungszeiten wird eine Raumtemperatur von 16 bis 18 Grad Celsius angestrebt.“

Der Stromverbrauch einer Erdwärme-Pumpe ist geringer als bei einer Luftwärmepumpe, die ihre Heizenergie aus der Umgebung pumpt. Mancherorts kommen auch Grundwasser-Wärmepumpen in Frage. Diese Technologie ist allerdings an Auflagen gebunden, und sie konnte als Alternative nicht in Betracht gezogen werden. Das bekräftigt auch Helmut Krüger-Danielson, ehrenamtlicher Umweltbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Reinickendorf, der sich mit Knowhow und Engagement für das Projekt eingesetzt hat – besonders für das Ziel Klimaneutralität, das heißt für den Abschied von Erdgas, Erdöl und Kohle. Bekanntlich forciert auch die Evangelische Kirche in Berlin–Brandenburg–schlesische Oberlausitz (EKBO) ganz konkret diesen Ausstieg ihrer Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen auf zweierlei Weise.

Zwei Gründe, die den Wechsel ermöglichten

Erstens: Wer auf Wärme aus erneuerbaren Energieträgern, Wind, Sonne, Wasser umsteigt, braucht keine Klimaschutzabgabe auf CO²-Verbrauch zu bezahlen. Sie betrug in Alt-Reinickendorf zuletzt rund 1100 Euro. Der Wärmepumpenstrom aus „Erneuerbaren“, den die Alt-Reinickendorfer Wärmepumpe verbraucht, liegt im Preis knapp darunter. Zweitens: Kirchengemeinden, die eine Umstellung erwägen, können mit Zuschüssen aus einem EKBO-weiten Klimafonds gefördert werden. Der speist sich aus den Klimaschutzabgaben, die (noch) herkömmlich heizende Gemeinden und Einrichtungen bezahlen.