Artikel teilen:

Ernährungsexperte: Lebensmittel mehr wertschätzen

Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche „Zu gut für die Tonne“ ruft der Lebensmittelexperte Guido Ritter die Verbraucher dazu auf, Lebensmittel mehr wertzuschätzen und weniger zu verschwenden. „Nicht der Handel ist der Ort, wo am meisten weggeschmissen wird, sondern der Haushalt“, sagte der Professor für Ökotrophologie von der Fachhochschule Münster im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover.

In den privaten Haushalten würden jährlich pro Kopf rund 79 Kilogramm an Lebensmitteln weggeworfen, die eigentlich noch genießbar seien. Das seien 60 Prozent dessen, was in der ganzen Kette von der Produktion bis zum Endverbraucher verlorengehe, sagte der Wissenschaftler. Im Handel seien es bis zu sieben Prozent. 14 Prozent der Lebensmittel würden aufgrund einer Überproduktion in der Verarbeitung verschwendet. Ein anderer großer Anteil entfalle mit etwa 17 Prozent auf die Außer-Haus-Verpflegung, etwa auf Kantinen und Mensen.

In Deutschland würden am häufigsten Obst und Gemüse weggeworfen, die nur begrenzt haltbar seien, sagte Ritter. Sie werden nach seinen Worten häufig zu Hause nicht gut gelagert und verderben deshalb schnell. Am zweithäufigsten werde Brot entsorgt. „Es wird meist noch superfrisch innerhalb von ein, zwei Tagen als Altbrot gehandelt“, erläuterte der Experte. „Jedes fünfte Brot landet leider in Deutschland in der Tonne.“

Lebensmittel-Abfälle zu vermeiden, fange bereits bei der Planung des Einkaufs zu Hause an. Im Supermarkt sollten Verbraucher nur das in den Einkaufswagen legen, was sie auch wirklich kaufen wollten, rät der Ökotrophologe. Zu Hause sei die richtige Lagerung wichtig. So sollten Bananen und Äpfel nicht miteinander oder zusammen mit anderem Obst und Gemüse gelagert werden, da sie ein Reifungsgas ausströmen. Ritter empfiehlt, Brot gerade im Sommer portionsweise einzufrieren.

Produkte mit einem Verbrauchsdatum wie Hackfleisch oder vorgeschnittener Salat dürften nach dem Ablauf nicht mehr gegessen werden. Anders sehe es bei Waren mit Mindesthaltbarkeitsdatum aus wie Mehl, Reis oder Kaffee. Sie „können sehr deutlich über dieses Datum hinaus verzehrt werden.“ Der Experte riet, bereits Kindern beim gemeinsamen Kochen und Essen den Wert von Essen und Ernährung zu vermitteln.

Nach Ansicht des Experten kann der Gesetzgeber mehr Klarheit schaffen und es vereinfachen, dass übrig gebliebene Lebensmittel weitergegeben und verzehrt werden können. Als Beispiel nannte er die Tafeln. Sie sollten ohne große Probleme gespendete Lebensmittel sammeln können. Zudem könne der Gesetzgeber es vereinfachen, dass sich Kunden im Restaurant die Reste in eine selbst mitgebrachte Dose einpacken lassen könnten.