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Magdeburg: Ermittlungen laufen, Rätsel um Motiv

Nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt steht die Stadt weiter unter Schock. Die Kirchen appellieren an die Menschen, zusammenzustehen.

An der Magdeburger Johanniskirche legen Feuerwehrleute Blumen nieder
An der Magdeburger Johanniskirche legen Feuerwehrleute Blumen niederImago / News Licensing

Kirchenvertreter haben nach der Amokfahrt von Magdeburg zum Zusammenhalt aufgerufen. Die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt steht weiter unter Schock. Das Motiv des Täters ist noch unklar.

Am Abend wollten sich Menschen um den Tatort, den Alten Markt, versammeln, um unter dem Motto „Wir wollen Trauern. Gebt Hass keine Chance!“ zu demonstrieren. Anlass war unter anderem eine zeitgleich stattfindende Kundgebung der AfD auf dem Domplatz.

Magdeburg: Keine neuen Erkenntnisse zum Motiv

Am Freitagabend war ein 50-Jähriger mit einem Auto ungebremst durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Fünf Menschen starben, mehr als 200 wurden teils schwer verletzt. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Mann aus Saudi-Arabien, der zuletzt in Bernburg bei Magdeburg als Arzt arbeitete. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen. Ein Polizeisprecher sagte auf Anfrage unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen, es gebe noch keine neuen Erkenntnisse mitzuteilen.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, rief derweil zu einer besonnenen Reaktion auf die Amokfahrt auf. Offenkundig handele es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter, „der in wahnhafter Vorstellung zig Menschenleben“ zerstört habe, sagte die Hamburger Bischöfin Fehrs im ZDF-„Morgenmagazin“. Es sei wichtig, besonnen zu bleiben und nicht andere für die Tat verantwortlich zu machen. Die Bischöfin rief dazu auf, sich nicht von Angst bemächtigen zu lassen.

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten Fehrsepd-bild / Hans Scherhaufer

Der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch erklärte, in diesem Jahr sei Weihnachten besonders das Fest der Trauer und des Mit-Leidens mit den Opfern von Magdeburg. Der evangelische Polizei- und Notfallseelsorger Michael Kleemann, der die Arbeit der Notfallseelsorger mitkoordinierte, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Magdeburg, „Zusammenzustehen und zusammen Trauer und Leid zu teilen“ sei eine Möglichkeit der Verarbeitung.

Aus Sicht des Terrorismusforschers Peter Neumann war der Amokfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt vermutlich psychisch krank. „Er hatte Wahnvorstellungen und fühlte sich verfolgt“, sagte Neumann dem „Spiegel“ in einem Interview.

Gemeinde in Niedersachsen will an Jungen erinnern

Bei den Getöteten handele es sich um einen neunjährigen Jungen und vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren. An den Neunjährigen will die örtliche evangelische Kirchengemeinde in Warle (Niedersachsen) im Heiligabend-Gottesdienst besonders erinnern. Nach Auskunft des Pfarrers war der Junge erst kürzlich mit seiner Mutter nach Warle im Kreis Wolfenbüttel gezogen und Mitglied in der Kinderfeuerwehr.

Als symbolisches Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts sollen auf dem Magdeburger Domplatz ab Dienstag wieder die Lichtinstallationen leuchten. Das kündigte am Montag die Stadtverwaltung an. Das Einschalten der „Magdeburger Lichterwelt“ erfolge in Absprache mit der Domgemeinde. Der Weihnachtsmarkt, Tatort der Amokfahrt von Freitagabend, bleibe hingegen geschlossen und soll ab dem 27. Dezember abgebaut werden.