Der Bund der Vertriebenen (BdV) in Hessen hat eine digitale Landkarte mit Erinnerungsorten der Vertriebenen und Spätaussiedler veröffentlicht. Von den bundesweit mehr als 1.400 Mahnmalen und Gedenkstätten befänden sich alleine in Hessen rund 300, „die nach den Erlebnissen von Flucht, Vertreibung und Deportation zur Erinnerung an die unvergessene Heimat und zum Gedenken an Angehörige, Freunde und Nachbarn errichtet wurden“, wie der Landesverband in Wiesbaden mitteilte. Auf der digitalen Landkarte lässt sich nachschauen, wo in Hessen welche Gedenkstätte zu finden ist.
„Bei fast allen Mahn- und Gedenkstätten ist ein Bild und eine Beschreibung dazu vorhanden, was genau zu sehen ist“, sagte Agnes Maria Brügging-Lazar, Kulturreferentin des BdV-Landesverbands dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem stünden weitere Informationen bereit, etwa wann die Gedenkstätte errichtet und ob sie möglicherweise verlegt wurde. „Und natürlich sind die jeweiligen Koordinaten dabei.“
Die digitale Landkarte ist Bestandteil und Ergänzung des Portals „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“, das seit Mitte vergangenen Jahres online ist. Ziel beider Projekte und des Landesverbands im Allgemeinen sei es, ein „europäisches Geschichtsbewusstsein zu schaffen. Für Schulen und jede und jeden, der sich für das Thema interessiert“, sagte Brügging-Lazar.
Im Laufe des Jahres soll die digitale Landkarte zudem um sogenannte Heimatstuben erweitert werden. „Das waren Begegnungsorte der Vertriebenen, die sich dort getroffen und Erinnerungsstücke an ihre verlorene Heimat mitgebracht haben“, erklärte die Kulturreferentin. In Hessen gebe es davon rund 40, die eine Art museale Einrichtung darstellten und teils aufgelöst würden. Um die Zukunft dieser Heimatstuben zu sichern, trete der Landesverband in Kontakt mit kommunalen Museen, die sich dem Bestand womöglich annehmen.
Die Pflege der Gedenkstätten, die sich auch in kleinsten hessischen Gemeinden finden, liege meist in Händen älterer Ehrenamtlicher, sagte Brügging-Lazar. Sobald etwa ein Gedenkstein nicht mehr gepflegt werden kann, würde ein BdV-Kreisverband kontaktiert, um eine Lösung zu finden. Nicht alle Gedenkstätten könnten gerettet werden, sie blieben aber mit einem entsprechenden Hinweis auf der digitalen Landkarte verzeichnet. Das ständige Aktualisieren der Karte helfe indirekt also auch dabei, die Pflege vor Ort zu sichern. Das hessische Innenministerium hat die digitale Landkarte eigenen Angaben zufolge mit 17.055 Euro gefördert.