Zum Equal Pay Day am Freitag haben Verbände die Politik angesichts einer anhaltenden Ungerechtigkeit bei der Entlohnung von Frauen und Männern zum Handeln aufgefordert. Unter dem Motto „Ungleichheit beenden und den gordischen Knoten zerschlagen“ übergab der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen bei einer Kundgebung vor dem Landtag in Hannover Forderungen an Sozialminister Andreas Philippi (SPD), wie der Verband mitteilte.
Zwar sei die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen inzwischen etwas kleiner geworden, sagte Annette Krämer, die beim SoVD für Frauen- und Familienpolitik zuständig ist. „Das ist nach so langer Stagnation aber auch mehr als überfällig.“ Die Landesregierung dürfe jetzt bei der Bezahlung, bei der gleichberechtigten Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit, dem Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeit für alle und der stärkeren Unterstützung von Alleinerziehenden nicht nachlassen.
Das Landesamt für Statistik hat anlässlich des Equal Pay Days errechnet, dass weibliche Beschäftigte in Niedersachsen im vergangenen Jahr 15 Prozent weniger verdient haben als ihre männlichen Kollegen. Das entspricht einem um durchschnittlich 3,88 Euro niedrigeren Stundenlohn. Der Verdienstabstand sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Frauen in Berufen und Branchen arbeiten, in denen schlechter entlohnt wird, hieß es. Hinzu komme, dass Frauen häufiger in Teilzeit und seltener in Führungspositionen arbeiten.
Auch Philippi betonte, die sogenannten Frauenberufe müssten angemessen entlohnt werden. „Ganz wichtig ist eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit, damit Frauen nicht länger gezwungen sind, Teilzeit zu arbeiten, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, sagte der SPD-Minister laut Mitteilung des SoVD.
Die Gewerkschaft ver.di in Niedersachsen und Bremen bezog sich bei ihrem Warnstreik im öffentlichen Dienst ebenfalls auf das symbolische Datum. „Der Streiktag am Equal Pay Day und vor dem Internationalen Frauentag ist ein deutliches Signal für mehr Lohngerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen in den sozialen (Frauen-) Berufen im öffentlichen Dienst“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Im öffentlichen Dienst arbeiteten in der Pflege, in Kitas und in der sozialen Arbeit mehrheitlich Frauen.
Zum Internationalen Frauentag am Sonnabend forderte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Bremen, die Bremer Landesstrategie Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit müsse endlich mit finanziellen Mitteln hinterlegt werden. Für das kleinste Bundesland gelte: „Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist besonders niedrig.“ Der Gender Pay Gap und die Armutsquote seien dagegen hoch. Nötig seien auch eine bessere Entlastung von Eltern und mehr Schutz vor Gewalt.
Der Equal Pay Day markiert symbolisch einen Zeitraum, den Frauen über den Jahreswechsel hinaus länger arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern im Vorjahr zu kommen.