Artikel teilen

Entwicklungsministerium setzt sich mit kolonialem Erbe auseinander

Das Bundesentwicklungsministerium rückt anlässlich des 140. Jahrestags der Berliner „Afrika-Konferenz“ das koloniale Erbe der internationalen Zusammenarbeit in den Fokus. „Die Beschlüsse der Berliner Afrika-Konferenz vor 140 Jahren haben über viele Generationen zu Ausbeutung, Leid und wirtschaftlicher Benachteiligung in Afrika geführt“, erklärte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch.

Die deutsche und europäische Kolonialvergangenheit hat dem Entwicklungsministerium zufolge noch heute Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit. So würden die Beziehungen der Industriestaaten zu den ehemaligen Kolonien bis heute von erheblichen Ungleichheiten geprägt, etwa in den Handelsbeziehungen, bei der Wohlstandsverteilung oder bei der Bildung.

Schulze will sich dafür einsetzen, aus der kolonialen Vergangenheit zu lernen und daraus gerechtere Partnerschaften mit den Ländern des Globalen Südens zu entwickeln. Das sei nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit. „Wer sich ernsthaft mit kolonialer Vergangenheit beschäftigt und bereit ist, daraus zu lernen, kann in dieser Welt Partnerschaften besser erhalten und gewinnen“, betonte die SPD-Politikerin.

Das Entwicklungsministerium will nach eigenen Angaben koloniale Einflüsse auf die Denk- und Arbeitsweisen der Entwicklungszusammenarbeit kritisch überprüfen. So sollen Projekte künftig stärker in Zusammenarbeit mit lokalen Expertinnen und Experten entwickelt und umgesetzt werden, um gerechtere Partnerschaften zu fördern.

Die Berliner „Afrika-Konferenz“ von 1884/85 markierte den Beginn der formellen Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter den europäischen Kolonialmächten. Unter der Leitung von Reichskanzler Otto von Bismarck wurden in Berlin territoriale Ansprüche festgelegt, ohne die betroffenen afrikanischen Bevölkerungen einzubeziehen, was zu weitreichender Ausbeutung und Unterdrückung führte.