Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, will sich mit einer persönlichen Erklärung an diesem Montag um 11.00 Uhr in Bielefeld an die Öffentlichkeit wenden. Das haben die EKD und die Evangelische Kirche von Westfalen angekündigt. Ob es sich dabei möglicherweise um eine Rücktrittserklärung handeln wird, blieb am Wochenende unklar.
Kurschus (60) wehrt sich gegen Recherchen der “Siegener Zeitung”, wonach sie als Gemeindepfarrerin in Siegen schon Ende der 1990er Jahre über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen einen Kirchenmitarbeiter informiert gewesen sein soll, diese aber nicht gemeldet habe. Dass sie sich daran nicht erinnern könne, sei nicht glaubhaft, so der Vorwurf. Am Montag wolle Kurschus, die seit 2012 Präses und damit leitende Geistliche der westfälischen Landeskirche ist, “insbesondere auf die Vorwürfe gegen ihre Person, die in diesem Zusammenhang medial verbreitet wurden”, Bezug nehmen, hieß es.
Am Wochenende hatte die Westfälische Kirchenleitung Kurschus den Rücken gestärkt. Michael Bertrams, Mitglied in der Kirchenleitung, schrieb im “Kölner Stadt-Anzeiger” (Samstag online), er halte “die Vorwürfe gegen Kurschus und insbesondere Rücktrittsforderungen für unangemessen”.
In fester Überzeugung von ihrer Glaubwürdigkeit und Integrität sei es ihm “ein großes Bedürfnis, Annette Kurschus in voller Übereinstimmung mit sämtlichen Mitgliedern der Kirchenleitung öffentlich meine und unser aller Solidarität zu bekunden”, so Bertrams. Er war von 1994 bis 2013 Präsident des Verfassungsgerichtshofs für Nordrhein-Westfalen und des Oberverwaltungsgerichts in Münster. Bertrams gehört seit 2012 als gewähltes nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung der westfälischen Landeskirche an. Kurschus war 2021 an die Spitze des EKD-Rates gewählt worden.