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Eine runde Sache

Fußball und Gitarren bringen im Kirchenkreis „alte“ und „neue“?Anwohner zusammenen. Von Klaus Büstrin

Fußball und Gitarren bringen im Kirchenkreis „alte“ und „neue“?Anwohner zusammenen

Von Klaus Büstrin

„Sprechen Sie doch auch mit René Buschow, einem der Initiatoren des Runden Tischs Asyl Friesack“, schlägt Sophie Gündogdu, ordinierte Gemeindepädagogin im Entsendungsdienst und seit diesem Jahr eine von zwei Flüchtlingsbeauftragten des Evangelischen Kirchenkreises Nauen-Rathenow, vor. Der „Runde Tisch“ in der kleinen Stadt betreibt eine impulsgebende Willkommenskultur für Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Somalia. Am „Runden Tisch“ sitzen Vertreter aus Verbänden, der Politik und der Kirche, doch jeder, der sich für die Geflüchteten einbringen möchte, ist willkommen. Bei den Treffen werden Probleme auf den Tisch gebracht und nach gemeinsam Lösungen gesucht. „Großartig ist es, wenn über Erfolge berichtet werden kann“, sagt der gebürtige Friesacker René Buschow, der seit Anfang an mit dabei ist. Der „Runde Tisch“ hatte sich Ende 2013 nach der ersten Bürgerversammlung des Landkreises zum Asylbewerberheim gegründet.Einer dieser Erfolge ist beispielsweise die Fußballmannschaft Friesack United, die seit gut drei Jahren mit vollem Elan trainiert. Sie ist ein gutes Zeichen dafür, wie Gemeinsames zwischen den „alten“?Friesackern und den „neuen“ Anwohnern gelebt werden kann. Die Vereinsmitglieder von SG Eintracht Friesack haben United Friesack freundschaftlich aufgenommen, „denn der Fußball kennt keine Unterschiede zwischen Kulturen, Religionen und Sprachen“, so Buschow. Auf dem Platz des Vereins trainiert Eintracht-Fußballer John Roeder regelmäßig mit den beiden Mannschaften der Geflüchteten. Bei mehreren Spielen, die sie in Friesack und auswärts absolvierten, hatten sie Erfolg. So hat die Mannschaft im März am Antirassistischen Fußballturnier in Strausberg teilgenommen und den 3. und 4. Platz von 16 Mannschaften erreicht.Flüchtlingsbeauftragte Sophie Gündogdu freut sich über die praktizierte Willkommenskultur. Auch sie ist beim „Runden Tisch“ dabei, legt aber ihr Augenmerk verstärkt auf den gesamten Kirchenkreis und damit auf den Landkreis Havelland. In ihm leben derzeit 1289 Asylbewerber und 655 Menschen, die als Flüchtlinge anerkannt sind. Sophie Gündogdu berichtet, dass in diesem Monat in Nauen eine neu errichtete Gemeinschaftsunterkunft für 255 Asylbewerber eröffnet wurde. Erst kürzlich konnten die Nauener das Heim besichtigen. Im August 2015 wurde eine geplante Notunterkunft in einer Turnhalle durch Brandstiftung ruiniert, eine Bürgerversammlung mit ausländerfeindlichen Parolen massiv gestört. Viele Nauener sind dadurch sensibilisiert und wollen in ihrer Stadt die Willkommenskultur für Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten, lebendig werden lassen, so Gündogdu.Wichtig ist, dass die Menschen einer Tätigkeit nachgehen können und sich nicht langweilen müssen, sagt Gündogdu. Es ist im Gespräch, dass Kirchengemeinden gemeinnützige Arbeit anbieten, die mit einer Aufwandsentschädigung honoriert wird. Auch die kulturelle Beschäftigung hat einen großen Stellenwert. So lädt der Rathenower Gemeindepädagoge Wolf Schöne, der ebenfalls für die Flüchtlingshilfe im Kirchenkreis verantwortlich ist, zu einem interkulturellen Gitarrenkurs ein, in dem Geflüchtete und auch Rathenower gemeinsam musizieren. „Durch einen Aufruf erhielten wir 25 Gitarren und andere Instrumente wie Akkordeon, Keyboard und Violine“, sagt Wolf Schöne. Gitarrenlehrer Steffen Mädel probt jetzt alle 14 Tage mit den musizierenden Asylbewerbern.