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Eine einfache Wahl

Andacht über den Predigttext zum 12. Sonntag nach Trinitatis: Jesaja 29, 17-24

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Predigttext
17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; 19 und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. 20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen. 22 Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände – seine Kinder – in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.

Am 24. September wird der nächste Bundestag gewählt. Basti wird nicht wählen.
Basti hat gerade Abi gemacht und hängt jeden Freitag mit seinen Freunden im Jugendtreff unserer Gemeinde ab. Mit seiner Meinung ist Basti nicht allein. Basti liest auch keine Zeitung mehr, oder informiert sich übers Smartphone. Ob Klimaveränderung, Flüchtlingskrise, Terrorgefahr oder Rechtspopulismus. Er kann es nicht mehr hören. Es ist ihm nicht egal, aber er kann es ja doch nicht ändern. Basti sagt: „Das Gefühl, dass sich nichts ändert, macht mich hilflos.“
Hilflos und hoffnungslos, so geht es vielen. Der Politik, egal welcher Richtung, trauen sie keine spürbaren Veränderungen zu.

Welcher Politiker will schon wunde Punkte beim Namen nennen? Wer will schon sagen, dass die Natur sich nicht endlos ausbeuten und misshandeln lässt? Wer will den Großen dieser Welt und in unserem Land sagen, dass der Reichtum und die Macht zum Wohle der Menschen und nicht zum eigenen Vorteil zu gebrauchen sind? Und vor allem: Wer hat so viel belastbare Hoffnung für eine echte Alternative aufzubieten?

Da müsste man schon Prophet sein! Ein Prophet wie Jesaja. Der nimmt kein Blatt vor den Mund. Er nennt das Unrecht beim Namen: Dass die Armen immer ärmer und Reichen immer reicher werden. Dass statt Gerechtigkeit und Frieden Unrecht, Gewalt und Terror an der Tagesordnung sind. Und dann mischt sich noch ein ganz anderer Ton in die Botschaft Jesajas: Wohlan, eine kleine Weile noch, dann wird sich alles verändern. Alles wird auf den Kopf gestellt. Die Wüste wird blühen. Für die Elenden wird gesorgt. Recht und Gerechtigkeit werden herrschen.

Diese Worte des Propheten fallen wie warmer Regen auf meine Seele. Nur noch eine kleine Weile! Jesaja singt gegen die Hoffnungslosigkeit seiner Zeit an. Nicht irgendwann, sondern jetzt bald. Er trägt eine Hoffnung in die Welt, die man auf den ersten Blick nicht sieht und von der kaum jemals etwas in der Zeitung steht oder auf Facebook gepostet wird.

Diese Hoffnung stellt aber alle menschlichen Hoffnungen, Sehnsüchte und Erwartungen kühn in den Schatten. Jesaja weiß, dass diese Wirklichkeit keine Illusion ist, die seinen eigenen Wünschen entsprungen wäre. Sie ist auch nichts, was im Bereich der menschlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten anzusiedeln wäre.
Die Wirklichkeit, die den Propheten beflügelt, das ist Gott selber. Gott ist es, der diese Welt verwandeln wird. Gott selbst ist es, der die Menschen wie die ganze Schöpfung erlösen wird. Das ist die Wirklichkeit, die der Prophet vor Augen und im Herzen hat.

Eine Wirklichkeit, die von den vielen Geschichten Gottes mit den Menschen in der Bibel immer wieder weitergetragen wird. Eine Wirklichkeit, die wir weitertragen sollen: zu den Menschen, zu Basti und uns selbst.

Versuchen Sie es. Beginnen Sie den Tag einmal nicht mit Lektüre der Zeitung, sondern mit einem Hoffnungstext der Bibel. Lassen Sie sich begeistern von Gottes Wort als tägliches Brot der Hoffnung. Danach lesen Sie die Zeitung. Die Nachrichten werden dieselben sein, aber sie werden sich verändert haben. Denn das Besondere an der Hoffnung ist, dass sie schon da anfängt sich zu erfüllen, wo sie einfach nur geweckt wurde. Wir sind schon mittendrin in Gottes Verwandlung dieser Welt. Wir, Basti und all die anderen.

Und was die bevorstehenden Wahlen angeht, so haben wir die wichtigste Entscheidung schon getroffen, wenn wir wählen gehen. Dann ist unsere Wahl nämlich schon gefallen: und zwar auf die Hoffnung!