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Ein Mörder aus Detmold

Verantwortlich für die Zerstörung des Warschauer Ghettos war der Detmolder SS-Offizier Jürgen Stroop. Eine Ausstellung zeigt den Täter und seine Opfer

DETMOLD – Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Detmold beleuchtet in einer Ausstellung die Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto vor 75 Jahren. Verantwortlich für die brutale Zerstörung des Ghettos im Mai 1943 mit der Tötung Tausender Menschen war der aus Detmold stammende SS-Generalleutnant Jürgen Stroop (1895-1952), wie das Landesarchiv NRW mitteilte. Die Ausstellung „Detmold und das Warschauer Ghetto“ stellt den Lebensweg des NS-Täters vor. Gleichzeitig wird anhand von historischen Quellen, Fotografien und Hintergrundtexten an die damaligen Opfer erinnert, wie es hieß.
In der NS-Zeit wurde den Angaben nach eine große Zahl jüdischer Menschen aus Detmold und der gesamten Region Ostwestfalen-Lippe nach Warschau deportiert, wo sie ab 1940 in einem Ghetto unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten. Der Historiker Emanuel Ringelblum (1900-1944) sammelte dort zwischen 1940 und 1943 in einem Geheimarchiv verschiedenste Zeugnisse des Holocausts. Tausende Menschen starben in dem Ghetto an Hunger und Seuchen.
Als das Ghetto im Juli 1942 aufgelöst und die Überlebenden in das Vernichtungslager Treblinka gebracht werden sollten, kam es zum Aufstand. Unter Leitung des SS-Generals Stroop wurde dieser am 16. Mai 1943 endgültig niedergeschlagen. Aus der Region OWL überlebte nur ein Mann das Ghetto, wie es weiter hieß. In der Detmolder Ausstellung wird das Leben betroffener jüdischer Familien aus Lippe vor 1939 und nach der Deportation nachgezeichnet.
Zur Ausstellung bis 27. April gehört zudem ein Begleitprogramm mit Vorträgen. So referiert am 29. Januar die Münchner Historikerin Andrea Löw über das Ringelblum-Archiv des Warschauer Ghettos. Unter dem Titel „Ein Mörder aus Detmold“ zeigt Bärbel Sunderbrink vom Stadtarchiv Detmold am 16. April auf, wie der Katasterbeamte Stroop als SS- und Polizeiführer von Warschau Karriere machte. Am 27. Januar findet zudem anlässlich des Holocaust-Gedenktages eine zentrale Gedenkfeier am Felix-Fechenbach-Berufskolleg in Detmold statt.       epd

Öffnungszeiten: montags 8-19 Uhr, dienstags bis donnerstags 8-16 Uhr, freitags 8-13 Uhr.

Kontakt: Telefon (0 52 31) 766-0, E-Mail: owl@lav.nrw.de. Internet: www.archive.nrw.de. Führungen auf Anfrage möglich, E-Mail heike.fiedler@lav.nrw.de.